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ihre Freundschaft mit Rolf und ihre glücklichen Stunden in seinem Heim, – gerade jetzt, wo sie sich auch an General Bewers’ Worte erinnerte, der den Heldentod ihres Vaters in den Ruinen von Ain Halfa mit beobachtet hatte und damals als einziger wie durch ein Wunder dem Gemetzel entgangen war, fand nicht nur ihre stille Liebe zu Terkellen jenen gewaltigen Auftrieb, zu dem stets aufrüttelnde äußere und seelische Vorgänge nötig sind.

Mit einem unendlich zärtlichen Lächeln um die sehnsüchtigen Lippen schob die Tochter des Professors Friedrich von Bruck nun vorsichtig den Karabinerlauf in den Sehschlitz der von ihr schnell errichteten Barrikade. Die seelischen Hemmungen, die es ihr unweiblich erschienen ließen, auf einen Menschen zu feuern, waren gewichen. Sie begriff plötzlich wie alle starken Naturen das große, alles überflutete Erlebnis des Kampfes Mann wider Mann und das Heroische des Einsatzes des eigenen Lebens. Sie war die Gehetzte, Verfolgte, sie war im Recht, ihr stand das göttliche Recht der Selbstverteidigung zur Seite. Gott mochte entscheiden, ob sie hier sterben sollte. Sie war noch nie eine Frömmlerin gewesen, aber ihr Glaube an eine gerechte Vorsehung stand mit ihrem Lebensgrundsatz im Einklang: Die Lauen speit der Himmel aus!

Und doch drückte sie nicht sofort ab, obwohl sie den einen der Kletterer drüben bereits vor Kimme und Korn hatte. Ihre Stimme gellte

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/180&oldid=- (Version vom 1.8.2018)