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eisigkalte Selbstkritik seines Handelns. Er wollte nichts übereilen. Sein Plan schaute über Jahrzehnte hinweg. Er brauchte Geld, brauchte Milliarden. Das dekadente, sich selbst zerfleischende Europa mit seinen entwurzelten Menschen, die nur dem Profit, dem Genuß und schrankenlosem Lebenshunger frönten, ward ihm der goldene Born, aus dem die Millionen ihm zuflossen. Er kannte Europa, seine Hauptstädte, seine innere Morschheit bei allem äußerlichen Gepränge einer höchstentwickelten Kultur. Er hörte von den Unsummen, die mit Rauschgiften verdient wurden. So gründete er seine eigene Organisation, seine eigenen Fabriken, seine eigenen Plantagen, auf denen der scheinbar so harmlose Mohn rationell angebaut wurde. Er hatte die Mohnfelder des Tschandu Oliver Brex ohne Wimperzucken vernichtet. Er belächelte Bewers. Und jetzt, als er Edda lautlos folgte, kicherten tausend Teufel der Rachsucht und überheblichen Hohnes in ihm.

Als Edda die offene Steppe erreicht hatte, holte sie ihr Fernglas unter dem Burnus hervor und suchte nach dem Kuppelhügel und nach der roten Säule. Zwischen Ain Halfa und dem Dschebel Dscharani zieht sich jener Wüstenstreifen hin, den die Ureinwohner von jeher „Sand des Glanzes“ nannten und der heute noch denselben Namen trägt: Tarfid el Imar. Der Sand ist stark durchsetzt mit feinsten Glimmerstückchen, und erst in halbdunklen Nächten tritt das Wunder dieser flimmernden Fläche so recht in Erscheinung. Während die Steppe dann anderswo düster und unfreundlich

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/223&oldid=- (Version vom 1.8.2018)