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der innigsten, rein menschlichsten, wahren Vaterfreude, – er hatte seine Hand auf Tschandas Schulter gelegt, ganz eng standen sie nebeneinander, als ob jeder hier erkennen sollte, wie groß auch die äußere Ähnlichkeit zwischen ihnen sei. Sein alle Tonarten, alle Register von Gefühlswallungen beherrschendes Organ war noch durchbebt von der unendlichen Freude der letzten Minuten, sein Herz war weit im Verzeihen und ganz eng für Racheempfindungen geworden, und aus dieser Stimmung heraus, die seine Persönlichkeit nur noch mehr nach der Seite des Guten, Gütigen, durch Leiden Abgeklärten vertiefte, wollte er die Dinge hier nicht zum äußersten sich zuspitzen lassen.

„Ihre Schwester lebt“, erklärte er, Terkellen dabei bezwingend anschauend. „Ich hatte Hilde hier in den unbekannten Höhlen untergebracht … Ich sah sie entfliehen, ich duldete es, denn sie hatte einen Begleiter, Ihren besten Freund, und meine Menschenkenntnis sagte mir, daß es richtiger sei, daß Sie die Schicksale Hildes unter so gestalteten Umständen erführen, daß keinerlei Gefahr vorläge, Sie als Bruder könnten durch ein vorschnelles Urteil die Wiedergefundene sich entfremden. Afrika ist nicht Deutschland … Die Glutsonne dieser ewig dürstenden Steppen verleiht den Menschen ein verändertes Gepräge. Enge Grundsätze über Moral und Ehrbarkeit schmelzen in den Tropen leicht dahin. Der vom Winde weitergefegte Wüstensand schleift die schärfsten Klingen, die wir für uns und andere

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/295&oldid=- (Version vom 1.8.2018)