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Mechler geleitet würde. Ich gelangte hier bis zur Pforte der Siedlung, läutete, und Mechler meldete sich am Telefon. Er kam im Morgengrauen eilends herbei, er selbst war verzweifelt, verstört, das ganze Lepraheim roch nach Karbol, ich hörte ferne Schüsse, er zog mich wortlos hier ins Haus, seine Erregung wußte ich mir nicht zu deuten.

„Unglückliche“, flüsterte er mitleidig, „ich will Sie zu schützen suchen, obwohl ich selbst nicht weiß, wie lange ich noch zu leben habe …“

Er führte mich in sein Laboratorium, räumte einen großen Schrank aus, und dort hockte ich stundenlang, gefoltert von unsinniger Angst. Dann erschien Doktor Mechler von neuem, ein seelisch gebrochener Mann. Hastig erzählte er mir das Grauenhafte: Mossala Dschin hatte die Aussätzigen wie eine Herde Schlachtvieh zusammentreiben lassen und …, – – erspart mir Einzelheiten, jedenfalls hatte der Sultan anstelle der Aussätzigen die Tuaregs hierher gebracht, hatte Mechler kaltblütig erklärt, falls er etwas verriete, würde er getötet werden. – Von da an begannen die Monate unerhörter Leiden, ständiger Angst.

Mechler zeigte sich als wahrer Freund. Er, der durch eine bittere Herzensenttäuschung der großen Welt den Rücken gekehrt und hier den gefahrvollen, einsamen Posten eines Arztes eines Lepraheims übernommen, wurde nun auf Schritt und Tritt von den Tuaregs überwacht. Es blieb ein Wunder, daß es Mechler gelang, meine Anwesenheit

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/304&oldid=- (Version vom 1.8.2018)