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waren nicht ausschließlich einer neu erwachten Charakterstärke zuzuschreiben. Nein, die Hauptzüge der Gesamtveranlagung Theresas waren die gleichen geblieben. Äußere, fremde Einflüsse erleichterten ihr diese innere Umstellung. Sie hatte schon als Mädchen, damals mehr aus Spielerei, im Entwerfen von Stickmustern viel Talent bewiesen, und als nun die bitterste Not sie zum Geldverdienen zwang, war eine kleine Amsterdamer Firma irgendwie auf ihre Arbeiten aufmerksam geworden. Es paßte vollkommen in das Charakterbild Theresas hinein, daß sie sich niemals darüber Gedanken gemacht, weshalb wohl der Inhaber dieser Firma, ein Herr Pieter van Zeerten, regelmäßig jeden Monat bei ihr erschien, die fertigen Arbeiten mitnahm und – die Hauptsache – stets so bezahlte, daß Theresa vor wirklicher Not geschützt blieb.

Als ihre Kinder heranwuchsen und die Unkosten des Haushaltes sich steigerten, erhöhte van Zeerten ganz von selbst den Preis, und Edda und Tschanda konnten so erzogen werden, daß sie einmal in besseren Stellungen ihren Lebensunterhalt sich verdienen könnten.

Wiederum gingen Jahre dahin. Aus den hübschen Backfischen Edda und Tschanda wurden frühreife, ernste junge Mädchen, die nunmehr mit zu den Kosten des Haushaltes etwas beisteuerten und die es mit ihren Pflichten und mit ihrer ganzen Lebensführung sehr ernst nahmen, obwohl es selten ein so ungleiches Geschwisterpaar gegeben haben dürfte wie dieses. Nur in dem einen Punkt

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/31&oldid=- (Version vom 1.8.2018)