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Frau Theresa trank und wurde frei von den Gespenstern der Vergangenheit. Aber die Gegenwart trat ihr dafür um so unbarmherziger gegenüber: Tschanda rauchte Opium, log und besuchte teure Vergnügungsstätten!

„Mama, es ist doch ganz ausgeschlossen, daß du selbst diesem Laster frönen sollst … Nicht wahr?!“

Dieser winzige Nachsatz, dieses kurze und doch so schwerwiegende „Nicht wahr?!“ enthüllte alle Zweifel und Befürchtungen Eddas und klang gleichzeitig wie eine versteckte Mahnung, auf alle Ausflüchte zu verzichten.

Theresa fröstelte … Sie fürchtete dieses Einst, das für sie Oliver Brex hieß. Und doch gab es noch heute stille nächtliche Minuten, in denen urplötzlich ein wildes Sehnen in ihr emporquoll nach jenem Zauberlande, dessen unumschränkter Herr und Gebieter ihr Liebhaber damals gewesen war und es heute noch sein mochte. Es war ein Sehnen, wie es vielleicht ein unreifes Kind nach den Wundern des Schlaraffenlandes empfindet, von denen es in Märchenbüchern gelesen hat und deren Vielgestaltigkeit sich die kindliche Fantasie noch weiter ausgebaut hat. Neugier war das Grundelement dieser Sehnsucht, Neugier, was wohl aus Oliver und seinem heimlichen Reiche geworden sein mochte. Theresa wußte darüber nichts, gar nichts, die drohende Kriegsgefahr hatte sie damals eiligst in die Heimat zurückflüchten lassen, und von Stund an war Oliver Brex für sie wie ausgelöscht, aber nicht aus ihren verborgensten

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/41&oldid=- (Version vom 1.8.2018)