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War es nur ihre Halbschwester?! War Tschanda nicht wirklich ein fremdes Reis am alten Stamme der blonden Brucks?! Hatte es je eine geborene Bruck mit so straffem schwarzen Haar und solchem Elfenbeinteint und solchen Augen gegeben?! Nie – – nie! Aber wenn sie an das Bild dachte, das in ihrer Mutter Zimmerchen stand und das nur aus einer illustrierten englischen Zeitung herausgeschnitten und doch so sorgfältig aufgeklebt und so kostbar eingerahmt war, dann hatte sie vielleicht die Erklärung für den Namen Tschanda und für der Schwester fremdartige Schönheit gefunden …

„… Ein Bekannter von früher …“, hatte die Mutter alle Fragen nach dem düsteren Priester auf dem Bilde stets abgetan …

Und nicht anders umging sie stets alle Einzelheiten aus der Zeit ihrer Gefangenschaft bei den Dscharani-Beduinen, beließ es stets bei allgemeinen Redensarten, verschanzte sich hinter der Furcht vor diesen Erinnerungen und hielt es genau so mit den Vorgängen in den Ruinen von Ain Halfa, mit jener blutigen Nacht, als die braunen Angreifer das Lager gestürmt hatten.

Edda von Bruck glaubte jetzt zu wissen, was damals in Wahrheit geschehen. Die Schuld ihrer Mutter wuchs dadurch über die Grenze gewissenloser Leichtfertigkeit weit hinaus, wurde vielleicht gar zur Blutschuld, zum grauenvollen Einverständnis mit der Niedermetzelung der ganzen Expedition, von der ja nur ein Mann mit dem Leben davongekommen: Ein Hauptmann Bewers, Kommandeur des Dromedarreiterkorps von Chartum!

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/66&oldid=- (Version vom 1.8.2018)