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schmalen eisernen Betten und den bescheidenen Frisiertischen. Langsam, matt, bedrückt und in dumpfem Bangen vor der Zukunft setzte sie sich auf den Bettrand und schaute das große, protzige Bild ihres Verlobten an …

„Aus Schwächlingen werden Männer, vielleicht!“

Es war, als ob noch immer Terkellens Stimme in ihren Ohren nachklang.

„Vielleicht …!“ flüsterte sie ohne viel Vertrauen.

Ihre Gedanken glitten ungehemmt weiter …

„Und wenn er sich änderte?! Du wurdest ihn ja doch nicht lieben können … Du liebst ja den anderen, den, der dich aufwachsen sah, dessen Heim dein Heim gewesen, dessen aufrichtige selbstlose Freundschaft dir gehörte …“

Wie unter fremden Zwang streckte sie die Hand aus, nahm das große, prunkende Bild und schob es irgendwohin unter ein paar verblichene Zeitungen, die sie einst mühsam sich verschafft hatte, weil sie Berichte über Friedrich von Brucks klägliches, aber tapferes Ende enthielten. –

Nebenan, von Edda nur durch eine Mauer von anderthalb Ziegelsteinen getrennt, horchte Frau Theresa, zusammengekauert in dem einzigen Sessel des Zimmerchens hockend, mit gespitzten Ohren auf jedes Geräusch. Als sie hörte, wie Edda ihre Tür verriegelte, erhob sie sich und blickte unschlüssig das Bild des Oliver Brex auf dem kleinen Schreibtisch an. Minuten verharrte sie regungslos, bis die zwingende Kraft der Augen

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/75&oldid=- (Version vom 1.8.2018)