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Im Schatten des weißen zierlichen Pavillons saßen hier in zwei Korbsesseln zwei Menschen, die noch vor Stunden nichts voneinander gewußt hatten.

Reverend Oliver Brex, Missionar der anglikanischen Kirche, gleichzeitig geheimer politischer Agent seines welthungrigen Vaterlandes, war erst heute nachmittag nach monatelanger Abwesenheit aus den fernen Sudangebieten zurückgekehrt. Der Gouverneur, der die Reste der versprengten Mahdisten, die einst die Hauptstadt Chartum erobert und ein entsetzliches Blutbad angerichtet hatten, noch immer überwachen ließ, war mit Oliver Brex’ knappem Bericht außerordentlich zufrieden gewesen und hatte nachher den blassen, hageren Reverend, dessen schwarzer, hochgeschlossener Rock aus matter Seide die Farblosigkeit dieser starren Züge nur noch unterstrich, der überraschten Theresa mit den scherzenden Worten vorgestellt:

„Hier bringe ich Ihnen den besten Kenner des Sudan, meine verehrteste gnädige Frau … Reverend Oliver Brex hat Afrika besiegt. Die afrikanische Sonne kann ihm nichts anhaben, wie sie sehen … Er ist der einzige Engländer, der sich rühmen darf, genau so bleich und durchgeistigt nach London zurückkehren zu können, woher er vor fünf Jahren als Streiter Gottes hier eintraf. Ein seltener, seltsamer Herr“, fügte der weißbärtige Gouverneur etwas ernster hinzu.

Es klang fast wie eine Warnung.

Oliver Brex verzog keine Miene zu dieser immerhin zweideutigen Charakteristik seiner Person.

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/8&oldid=- (Version vom 1.8.2018)