Seite:Reinhardtswalder Sagenbüchlein Fr. Bernh. Störzner 17.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

waren zur Zeit der „Kohlenmarken“ wieder viele Torfgräber beschäftigt.

     An den Torfstichen ist es zu manchen Zeiten gar nicht ganz geheuer. In dunklen Nächten huschen hier gespenstische bläuliche Lichter hin und her, die schon manchen Wanderer erschreckt und irregeführt haben.

     – Im Vollmondscheine ziehen ganz eigenartige Nebelgebilde über den Torfbruch hin. Die Torfnixen mit ihren wallenden Gewändern sollen es sein.

     Gefürchtet aber ist das Torfgespenst, das während der Mittagsstunde hier umgeht, besonders an solchen Tagen, an denen die heiße Sommersonne über dem Karswalde steht und die Luft vor Hitze flimmert. Dann geschieht es, daß aus den braunen Wasserlachen der Torfstiche eine menschenähnliche Gestalt lugt, die ganz mit Moor überzogen ist. Sowie jemand zu solcher Stunde an den Torfstichen vorübergeht, taucht das unheimliche Torfgespenst aus dem Wasser auf und hebt seine langen Arme hoch empor, als wolle es den Vorübergehenden hineinziehen.

     Noch nicht lange ist es her! Arnsdorfer Frauen waren im Karswalde gewesen, um dürres Reisig zu sammeln. Ihr Heimweg führte sie durch die Torfstiche. Da erblickten sie das Torfgespenst, das plötzlich aus einer Wasserlache auftauchte und die Arme emporstreckte. Laut aufkreischend liefen die Frauen davon, und hinter ihnen her hallte das laute Auflachen des Torfgespenstes.


Das alte Kräuterweib von Reinhardtswalde.


In der Nähe der Reinhardtswalder Mühle wohnte eine alte Frau, die im Rufe stand, mehr zu können, als Brot essen. Ihre mit Schilf gedeckte Hütte stand


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Reinhardtswalder Sagenbüchlein. Buchhandlung Otto Schmidt, Arnsdorf in Sachsen 1924, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reinhardtswalder_Sagenb%C3%BCchlein_Fr._Bernh._St%C3%B6rzner_17.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)