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wach wurden und uns ganz verwirrt und erstaunt ansahen, — das liegt schon alles etwas traumhaft hinter mir.

In meiner Wohnung kam ich mir zuerst beinah wie ein Fremder vor, Chamotte schlich trübselig herum und meinte, diesmal hätte ich mich selbst verurteilt, wir hätten doch ebensogut noch länger im Eckhaus bleiben können.

Aber ich brauchte zur Abwechslung einmal etwas Ruhe. Äußerlich vermag ich mich schon zeitweise einem solchen Wirbel anzupassen, aber mein inneres Leben kann ich nicht überstürzen, das will ein stilleres Tempo und konnte nicht mehr mit.

Allerhand Briefe vorgefunden, meinem Stiefvater hatte ich noch im Eckhaus ausführlich geschrieben. — Er antwortete herzlich und eingehend, wie das seine Art ist. Es freue ihn aufrichtig, daß ich soviel mitmache und in ein etwas intensiveres Fahrwasser zu geraten scheine, — man sei schließlich doch nur einmal jung.

Das sagen die älteren Leute ja mit Vorliebe — gerade solche, die sich selbst noch immer weiter amüsieren, als ob sie zwanzig Jahre alt wären —, und es kann mich leise nervös machen. Immer wieder die alte Geschichte, — es gibt Menschen, die überhaupt jung sind, ohne Rücksicht auf die Zahl ihrer Jahre, und andere, die es niemals sind, auch während der vorgeschriebenen Zeit nicht. Und wie es sich bei mir damit verhält,

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Fanny Gräfin zu Reventlow: Herrn Dames Aufzeichnungen. Albert Langen, München 1913, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Herrn_Dames_Aufzeichnungen.pdf/106&oldid=- (Version vom 1.8.2018)