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Und Maria ganz enttäuscht: „Aus dem Faust? — Ich meine, von Hofmann — sie sehen ihm so ähnlich.“

„Nein, nun hört auf, Kinder!“ sagte der Philosoph. „Ihr fragt mich zu Tode! Lieber wollen wir nächstens wieder ein theoretisches Souper veranstalten — je me sauve,“ und damit verläßt er uns, um einer schönen Griechin die Cour zu machen.

Ich tanze mit Maria, mit einer Unbekannten, dann treibe ich mich herum und suche nach Susanna, die ich noch kaum gesehen habe. Die vier Hermaphroditen, deren Kostüm bis ins kleinste Detail übereinstimmt, sind durchaus verwirrend. Darin hat Susanna wohl recht gehabt. Ich denke, sie ist es, die vor mir steht, und lege sanft den Arm um sie — es ist Konstantin, — er dreht sich um und schaut mich an wie ein schönes Mädchen:

„Nein — dort in der Fensterbank sitzt sie,“ sagt er.

Die Lampen blenden, ich sehe nur ein paar schlanke schwarze Beine, ein weißes Obergewand, den roten Kranz —, ich trete näher heran — Schnurrbart — Zwicker — es ist Adrian. Er unterhält sich gerade mit einem Franzosen, klärt ihn über die Bedeutung des Festes auf und weist auf eine Gruppe von Knaben und Bacchantinnen hin, unter denen es stürmisch und zärtlich hergeht. Ich höre Adrian sagen:

„Mais c’est une orgie — vraiment, c’est une orgie — un bacchanal!“

Empfohlene Zitierweise:
Fanny Gräfin zu Reventlow: Herrn Dames Aufzeichnungen. Albert Langen, München 1913, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Herrn_Dames_Aufzeichnungen.pdf/131&oldid=- (Version vom 1.8.2018)