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aus dem Weibe die Schlechtigkeit der Schlange,“ ertönte plötzlich die freudige und salbungsvolle Stimme der Miß Ellen. Alle zuckten zusammen, gewaltsam geweckt, Betsy sprang auf, der Alte aber platzte mit lautem Lachen heraus und sagte spottend:

„Lauter Propheten erwachen, was …? Im Traum ist dir wohl dieser prachtvolle Vergleich gekommen; aber wie war das gleich?“

Doch die Uhr auf dem Kamin schlug zehn, Miß Ellen antwortete nicht und versteckte ihr erschrockenes Gesicht hinter der Bibel, Yoe aber, der gegenüber dem Vater saß, stand auf und wendete sich an Zenon:

„Es ist Zeit für uns!“

„Was? Um zehn Uhr nach Hause? Das hat es ja noch nie gegeben,“ rief Betsy.

„Der Vater ist müde, und alle sind schläfrig,“ so bemühte er sich, den Aufbruch zu erklären.

„Aber im Gegenteil, ich fühle mich heute vortrefflich und werde gern noch etwas mit Euch sitzen, ich würde sogar ein Spielchen mit dir machen, Yoe, ich habe schon lange nicht mehr Piquet gespielt.“

„Gut, wollen wir spielen, gern!“ So belebte sich Yoe wieder.

Dick hatte schnell alles vorbereitet, bald vertieften sie sich in die Kombinationen des Spiels; plötzlich fragte der Alte ganz unerwartet, seine Stimme dämpfend:

„Also das ist schon ganz sicher, daß das Regiment auf den Kriegsschauplatz soll?“

„Vollkommen sicher, denn nicht nur der Tag, sondern auch die Schiffe zur Überfahrt sind schon bestimmt.“

„Und nach der Landung geht’s gleich ins Feuer?“

Empfohlene Zitierweise:
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/078&oldid=- (Version vom 1.8.2018)