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Fünftes Kapitel

Mr. Zenon trieb sich schon seit beinahe drei Tagen die ganze Zeit in den Straßen herum.

Am Tage nach dem unerklärlichen Erscheinen jener Schrift wachte er auf, las jene rätselhaften Worte noch einmal, kleidete sich eilig an und ging aus.

Und seit der Zeit ging er immerfort, unaufhörlich umher, er kam nicht einmal in seine Wohnung, um zu schlafen, er aß, wo es sich gerade traf, und nur, wenn ihn der Hunger dazu zwang. Er fürchtete sich, in sein Hotel zurückzukehren, er ging täglich für einen Augenblick hin, aber nur, um vom Pförtner die Briefe von Betsy abzuholen, die er übrigens gar nicht las. Er irrte in der Stadt umher, er mied etwas und suchte es doch, er schaute mit der größten Aufmerksamkeit jedes Gesicht an, das ihm begegnete, und zitterte in der ewigen Erwartung, er würde ein Wort hören, ein Zeichen erblicken, einen Blick verstehen, und dann würde das geschehen, was man ihm verkündet hatte.

Er achtete weder auf die Kälte, noch auf den Nebel, noch auf den Regen, noch auf die Tageszeit; er schleppte sich unaufhörlich von Ort zu Ort, oft stand er ganze Stunden an den Straßenecken oder schlich lauernd umher, beobachtete die Passanten an

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Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/132&oldid=- (Version vom 1.8.2018)