Seite:Riessler Altjuedisches Schrifttum ausserhalb der Bibel 005.jpg

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Vorwort

Die jüdische Religion war von einer wunderbaren geistigen Fruchtbarkeit. Hätte sie der Welt allein das Alte Testament geschenkt, so wäre ihr Ruhm und ihr Verdienst um die Menschheit für alle Zeiten gesichert. Sie hat sich aber in diesem unvergänglichen und unvergleichlichen Meisterwerk nicht erschöpft. Außer den gewaltigen Strömen der Kanonischen Schriften des Alten Testamentes entsprangen ihrem Schoß noch andere Quellen, Bäche und Flüsse, nicht alle von derselben Reinheit und Größe wie die des Alten Testamentes, aber immerhin aus dem gleichen Schoße geboren und das gleiche Wasser führend.

Mit vollem Recht wird heutzutage diesen außerkanonischen Schriften des Judentums weit mehr Beachtung als früher geschenkt; denn sie gewähren vor allem einen Einblick in die Geistesströmungen und Anschauungen der Juden vor und nach Christi Geburt. Viele dieser Schriften sind zudem sehr alt; andere schöpfen aus alten Quellen. So ist diese ganze Literatur außerordentlich wichtig für das Studium des Alten und Neuen Testamentes sowie der neutestamentlichen Zeitgeschichte. Sie sind eine große Hilfe für die Bibelexegese. Manche sind geradezu älteste Bibelkommentare.[1] Den schönsten Namen gab ihnen Batiffol:

Epilogi Prophetarum et prologi Evangelii.
Nachklänge zu den Propheten und Vorspiele zu dem Evangelium.

Tübingen 1927.

Der Übersetzer.


  1. Nicht aufgenommen in diese Sammlung sind die Schriften des Fl. Josephus, des Philo von Alexandrien und die Sprüche des Rabbi Eliezer wegen ihres Umfangs.