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4. Kapitel: Der dritte Himmel
1
Ich, Baruch, sprach:

Sieh, Herr!
Du zeigest Großes mir und Wunderbares.
Nun zeig mir alles um des Herren willen!

2
Da sprach zu mir der Engel:

Wohlan! Wir wollen gehen!
Da ging ich mit dem Engel
von jenem Orte fort
so 185 Tagereisen weit.

3
Er zeigte mir eine Ebene

und eine Schlange an 200 Plethren lang.

4
Er zeigt mir auch die Unterwelt;

sie sah gar finster und abscheulich aus.
Ich sprach:
Was ist das für ein Drache?
Was für ein Ungeheuer dort,
rund um ihn her?

5
Da sprach der Engel:

Das ist der Drache,
der jener Männer Leiber frißt,
die schlecht ihr Leben zugebracht;
von diesen nährt er sich.

6
Und dieses ist die Unterwelt,

die jenem ziemlich ähnlich ist;
sie trinkt vom Meer auch eine Elle,
und dieses nimmt nicht ab.

7
Und Baruch sprach:

Wie geht das zu?
Der Engel sprach:
Hör zu!
Es schuf der Herr Gott 360 Ströme;
die ersten sind davon Alphias, Abyrus und Gerikus.

8
So nimmt das Meer nicht ab.

Ich sprach:
Zeig bitte mir,
was für ein Baum den Adam einst verführt!
Der Engel sprach:
Das ist der Weinstock, den der Engel Sammael gepflanzt,
worüber Gott, der Herr, so zornig ward.
Und er verfluchte ihn und sein Gewächs,
verbot dem Adam deshalb dran zu rühren.
Darum verführte ihn der Teufel
aus Neid durch seinen Weinstock. –

9
Da sprach ich, Baruch:

Der Weinstock war an solchem Unheil Schuld
und ward von Gott dem Fluche unterworfen;