Seite:Riessler Altjuedisches Schrifttum ausserhalb der Bibel 069.jpg

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denn du beriefest uns als Lieblingsvolk
um deines Namens willen.

22
So halt von dieser sterblichen Natur

die Sterblichkeit zurück!

23
Bedräu deswegen auch den Todesengel!

Und sichtbar werde deine Herrlichkeit
und deine hehre Majestät erkannt!
Versiegelt sei die Unterwelt,
daß sie von jetzt an keine Toten mehr empfange!
Der Seelen Kammern sollen jene wieder geben,
die noch darin verschlossen sind!

24
Denn da sind’s ihrer viel geworden

in jenen Jahren, die verflossen sind
seit Abrahams, Isaaks, Jakobs Tagen,
die alle in der Erde schlafen, so, wie jene.
Um ihretwillen schufest du die Erde,
wie du gesagt.

25
Zeig schleunigst deine Herrlichkeit

und zögere nicht mit der Verheißung!“

26
So endete ich mein Gebet;

ich war erschöpft.


22. Kapitel: Baruchs Zurechtweisung
1
Da taten sich die Himmel auf;

bei diesem Anblick ward mir wiederum die Kraft gegeben,
und eine Stimme ließ sich aus den Höhen vernehmen;
sie sprach zu mir:

2
Baruch, Baruch!

Warum bist du so unruhig?

3
Wenn jemand auf dem Wege wandert,

jedoch ihn nicht zu Ende geht,
oder auf dem Meere fährt,
doch nicht zum Hafen kommt,
kann dieser wohl befriedigt sein?

4
Oder wenn ein Mann dem andern ein Geschenk verspricht,

doch ihm es vorenthält,
ist das nicht Raub?

5
Oder wenn ein Mann ein Feld besät,

jedoch nicht seine Frucht zu ihrer Zeit abmäht,
bringt der sich nicht um seine ganze Ernte?

6
Oder wenn ein Mann sich eine Pflanze pflanzt,

sie aber wächst nicht bis zur nötigen Zeit,
kann dann ihr Pflanzer Frucht von ihr erwarten?

7
Oder wenn ein schwangeres Weib zur Unzeit niederkommt,

nimmt sie in solchem Fall
nicht sicher ihrer Leibesfrucht das Leben?