Seite:Riessler Altjuedisches Schrifttum ausserhalb der Bibel 075.jpg

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sie, über die der Urteilsspruch ergangen,
sie sollen in Gefangenschaft verschleppt werden.

3
Verlässest auch du uns zu dieser Stunde,

dann wär’s für uns das Beste,
wir stürben vorher allzumal;
dann magst du uns verlassen!“


34. Kapitel: Des Baruch Gebet
1
Ich sprach zum Volk:

Fern sei’s mir, daß ich euch verlasse,
mich euch entziehe!
Ich gehe nur zum Allerheiligsten
und lege Fürsprach beim Allmächtigen
für euch und Sion ein,
ob ich vielleicht noch mehr erleuchtet würde.
Dann lehre ich zu euch zurück.


35. Kapitel: Des Baruch Klage
1
So geh ich, Baruch, bis zur heiligen Stätte

und setz mich auf die Trümmer in der Stadt;

2
„Daß meine Augen doch zu Quellen würden,

zu einem Tränenborne meiner Augen Wimpern.“

3
Wie kann ich nur genugsam über Sion seufzen

und trauern ob Jerusalem?

4
Hier, wo ich mich jetzt niederwerfe,

da brachte ehedem der Hohepriester heilige Opfergaben dar
und legte Weihrauch von den lieblich duftenden Gewürzen auf.

5
Nun aber wurde unser Stolz zu Staub,

zu Sande unserer Seelen Sehnen.“


36. Kapitel: Die Vision vom Wald, dem Weinstock, der Quelle und der Zeder
1
Ich schlief dort ein, nach diesen Worten.

Da sah ich ein Gesicht bei Nacht.

2
In einer Ebene war ein Wald von Bäumen

und ihn umgaben hohe, wilde Felsenberge,
und jener Wald war groß.

3
Ihm gegenüber wuchs ein Weinstock hoch empor

und unter ihm floß eine Quelle sanft hervor.

4
Die Quelle aber kam zum Walde hin

und ward zu ganz gewaltigen Fluten
und diese Fluten überschwemmten jenen Wald.
Und sie entwurzelten im Walde viele Bäume,
verwüsteten die Berge alle um ihn her.

5
So ward des Waldes Wipfel immer niedriger,

dergleichen auch der Berge Gipfel.