Seite:Riessler Altjuedisches Schrifttum ausserhalb der Bibel 106.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
22
So geh jetzt fort!

Laß dich an keinem Orte nieder!
Geh in kein Nest!
Setz dich auf keinen Baum,
solange du den großen, breiten Euphratstrom nicht überflogen
und zu dem Volk dort nicht gekommen bist!
Wirf ihnen diesen Brief hier zu!

23
Denk aber dran,

daß zu der Zeit der Sintflut Noe von der Taube
des Ölbaums Frucht empfing,
als er sie aus der Arche sandte.

24
Und auch die Raben dienten dem Elias,

als sie ihm brachten Speise,
wie’s ihnen anbefohlen war.

25
Und einen Vogel sandte Salomo,

wohin er immer jemand senden wollte,
wo immer Nachfrage zu halten war;
bei jedem Auftrag war er folgsam.

26
Nun laß dich’s nicht verdrießen

und bieg nicht ab,
nicht rechts, nicht links!
Flieg nur geradewegs dahin,
um des Allmächtigen Befehl zu tun,
wie ich dir aufgetragen!


78. Kapitel: Brief an die neun und ein halb Stämme
1
So lautete der Brief, den Baruch, der Neriasohn,

an die neun und einen halben,
jenseits des Euphrat wohnenden Stämme sandte,
worin geschrieben stand.

2
Nerias Sohn Baruch spricht so zu den gefangenen Brüdern:

Gnad sei mit euch und Friede!

3
Ich denke, meine Brüder, an die Liebe dessen, der uns schuf

und uns seit alters liebte
und nie uns haßte.
Er aber hat uns um so mehr gezüchtigt.

4
In Wahrheit weiß ich,

wir alle, die zwölf Stämme,
wir sind in eine einzige Gefangenschaft verschleppt,
weil wir von Einem Vater stammen.

5
Deswegen bin ich um so eifriger darauf bedacht,

euch diesen Brief vor meinem Tod zu hinterlassen,
auf daß ihr Trost in eurem Unglück, das euch traf, empfanget
und wieder euch betrübet durch das Unglück,
das eure Brüder traf.
Dann sollt ihr auch das Urteil
von eurer Gefangenschaft zurecht erkennen,