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3
Ich sprach:

Er haftet zwar nicht mehr am Irdischen;
denn unbeständig ist die Erde,
wie die, die sie bewohnen.
Wohl aber haftet er am Himmlischen.
Im Himmel gibt’s ja keine Änderung mehr.

4
Darauf sprach Baldad:

Wir wissen, daß die Erde unbeständig;
denn sie verändert sich im Lauf der Zeit.
Bald finden Strafgerichte statt;
bald hat sie Frieden;
bald wird darauf gekämpft.

5
Vom Himmel aber hören wir,

daß er beständig ist.
Wenn’s aber wirklich dir so geht,
so will ich eine Frage an dich richten.

6
Und gibst du auf die erste Frage mir verständig Antwort,

dann will ich dich zum zweiten Mal befragen.
Und gibst du mir darauf besonnen Antwort,
dann wissen wir:
Dein Sinn hat sich nicht wegbegeben.


37. Kapitel: Baldads Fragen
1
Dann sprach er wiederum:

Worauf nur hoffest du?

2
Ich sprach:

Auf Gott, den Lebendigen.

3
Dann fragte er mich wiederum:

Wer nahm dein Hab und Gut dir weg
und tat dir diese Schmerzen an?

4
Ich gab zur Antwort:

Gott.

5
Und nochmals frug er mich:

Du hoffst auf Gott?
Wie kannst du dann behaupten,
er hab dir ungerechterweise diese Leiden zugefügt
und Hab und Gut dir weggenommen?

6
Denn, wenn er gab und wieder nahm,

dann hätt er lieber gar nichts geben sollen.
Denn nie entehrt ein König seinen Krieger,
der einst sein treuer Waffenträger war.
Wer könnte je erfassen
die Tiefen des Herrn und seiner Weisheit?
Wer dürfte sich erdreisten,
dem Herrn ein Unrecht aufzubürden?

7
Iob! Antwort mir darauf!