Seite:Riessler Altjuedisches Schrifttum ausserhalb der Bibel 1184.jpg

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2
So ist’s ja Brauch der Amoriter,

daß eine Neuvermählte
zur Buhlerei ans Tor sich sieben Tage setzt.

3
Da ich voll Weines war,

erkannte ich sie nicht.
Mich täuschte ihre Schönheit
durch ihren Kleiderschmuck.

4
So bog ich zu ihr ab und sprach:

Ich möchte zu dir kommen.
Sie sprach zu mir:
Was gibst du mir?
Ich gab ihr meinen Stab und meinen Gürtel,
sowie das königliche Diadem.
Ich ging zu ihr
und sie empfing.

5
Ich wusste nicht, was ich getan;

ich wünschte aber, sie zu töten.
Da schickte sie mir insgeheim die Unterpfänder;
ich schämte mich.

6
Da rief ich sie

und hörte die geheimen Worte,
die ich zu ihr gesprochen,
indes ich trunken bei ihr schlief.

7
Ich konnte sie nicht töten;

es war ja von dem Herrn.
Ich fragte aber,
ob sie nicht hinterlistig so getan
und dieses Unterpfand von einem andern Weib erhalten hätte.

8
In meinem Leben kam ich niemals mehr mit ihr zusammen.

Ich hatte etwas Greuliches in Israel verübt.
Die Leute in der Stadt erklärten,

9
es gebe keine Dirne an dem Tor.

Sie kam ja auch aus einem andern Ort
und hatte sich nur kurze Zeit ans Tor gesetzt.

10
Ich meinte auch,

daß ich zu ihr gegangen,
sei nicht bekannt geworden.

11
Dann kamen wir durch Hungersnot

zu Joseph nach Ägypten.

12
Und 46 Jahre war ich alt

und lebte daselbst 73 Jahre.


13. Kapitel
1
Nun, Kinder, hört,

was ich euch anbefehle!
Bewahret alle meine Worte!
Befolget alle Vorschriften des Herrn!

2
Und folgt nicht euren Lüsten