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5. Das Testament des Issachar
Über die Einfalt

1. Kapitel
1
Abschrift der Warte Issachars.

Nachdem er seine Söhne hergerufen, sagte er zu ihnen:
Hört, Kinder, euren Vater Issachar!
Vernehmt die Worte eines Lieblinges des Herrn!

2
Ich wurde Jakob als der fünfte Sohn geboren

zum Lohne für die Liebesäpfel.

3
Vom Felde brachte Ruben Liebesäpfel heim;

da traf ihn Rachel an und nahm sie ihm.

4
Da weinte Ruben;

auf sein Geschrei kam meine Mutter Lea her.

5
Das aber waren Äpfel voller Wohlgeruch;

sie wuchsen in dem Haranland
in einer Wasserschlucht.

6
Und Rachel sprach:

Ich geb sie dir nicht mehr;
sie sollen mir anstatt der Kinder sein.
Der Herr hat mich verschmäht;
ich schenkte Jakob keine Kinder.

7
Nun waren es zwei Äpfel.

Und Lea sprach zu Rachel:
Laß dir’s genug sein,
den Ehgemahl mir wegzunehmen.
Willst du auch diese nehmen?

8
Und Rachel sprach zu ihr:

Für deines Sohnes Liebesäpfel
soll Jakob diese Nacht dir angehören.

9
Doch Lea sprach zu ihr:

Mein ist doch Jakob.
Ich bin ja seiner Jugend Weib.

10
Doch Rachel sprach:

Rühm dich nicht!
Prahl nicht!
Mir war er vor dir verlobt.
Um meinetwillen dient er unserm Vater vierzehn Jahr.

11
Wüchs nicht die Listigkeit auf Erden

und die Verschlagenheit der Menschen,
du würdest Jakobs Antlitz nicht mehr sehen.

12
Du bist ja nicht sein Weib;

statt meiner wurdest du gar listig eingeführt.

13
Mein Vater täuschte mich

und brachte mich in jener Nacht hinweg
und litt nicht, daß mich Jakob sah;