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3. Kapitel
1
Wie oft bedrohte die Ägypterin mich mit dem Tod!

Wie oft ließ sie mich rufen
und übergab mich Züchtigungen
und drohte mir,
wollt ich ihr nicht zu Willen sein!

2
Dann wieder sagte sie zu mir:

Du wirst mein Herr,
und all das Meinige ist dein,
schenkst du dich mir.
Du sollst wie unser Meister sein.

3
Ich aber dachte an meines Vaters Jakob Worte,

ging in die Kammer, betete zum Herrn.

4
Ich fastete in jenen sieben Jahren,

und doch erschien ich dem Ägypter so,
als ob ich üppig lebte.
Denn alle, die um Gottes willen fasten,
erhalten ein Gesicht voll Anmut.

5
Gab er mir Wein zu trinken,

ich trank ihn nicht,
und meine Speise für drei Tage
gab ich den Armen und den Kranken.

6
Ich wachte früh am Morgen zu dem Herrn

und weinte über die Ägypterin aus Memphis;
denn sie belästigte mich unaufhörlich.
Und unterm Vorwand des Besuches kam sie nachts zu mir.

7
Sie stellte sich zuerst,

als wolle sie wie einen Sohn mich halten,
dieweil sie keinen Sohn besaß.
Ich betete zum Herrn,
und da gebar sie einen Sohn.

8
Und sie umarmte eine Zeitlang mich wie einen Sohn;

ich aber hatte keine Ahnung von dem wahren Sachverhalt.
Zuletzt versucht sie mich zur Buhlerei zu reizen.

9
Als ich dies merkte, ward ich bis zum Tod betrübt.

Als sie hinausging, kam ich zu mir selbst
und klagte drüber viele Tage;
denn ich durchschaute ihre List und ihren Trug.

10
Und ich erklärte ihr des Höchsten Worte,

ob sie vielleicht von ihrer schlimmen Gier sich wende.


4. Kapitel
1
Wie oft auch schmeichelte sie mir

als einem heiligen Mann
und lobte listig vor dem Ehgemahle meine Keuschheit
und wünschte nur mich zu bestricken,
wenn wir alleinig waren.