Seite:Riessler Altjuedisches Schrifttum ausserhalb der Bibel 1299.jpg

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Apg 7, 48. 4 Von alters her war Herakles mit Ephesus verknüpft; sein Bild erscheint auf den Münzen der Stadt. Heraklit wollte das Band, das den Heros mit seiner Vaterstadt verknüpfte, noch enger knüpfen, indem er durch den neuen Beinamen „der Ephesier“ ihn gleichsam in die ephesische Bürgergemeinde aufnahm. Durch die doppelsinnige Inschrift, die keine Wortabteilung kannte und deshalb sowohl „dem Herakles dem Ephesier“, als dem Ephesier Heraklit“ gelesen werden konnte, wird die Anklage wegen Selbstvergötterung begründet. Heraklit verteidigt sich damit, daß die Anklage auf einem Buchstabierfehler beruhe und die Altarinschrift bei richtiger Wortabteilung nicht ihn, sondern den Herakles nenne. Der Verfasser kam auf diesen Einfall durch die Schrift eines Demetrius über Prosa „der lose Satzbau macht zuweist das heraklitische Buch dunkel“. Er schrieb nun dem Heraklit nicht bloß syntaktische Amphibolie zu, sondern auch die syllabische und fertigte so das Vexierspiel der doppelsinnigen Altarinschrift.

  • 3: 1 Um die Apotheose des stoischen Weisen durch ein Beispiel zu begründen, suchten die Stoiker den Halbgott Herakles als einen Weisen durch allegorische Mythendeutung zu deuten. Die gröberen Züge der Sage wurden stillschweigend übergangen, wenn sie nicht, wie hier der Mord an Iphitus (Odyss. 21, 26 f), als Ausgeburt der „lügnerischen“ Phantasie Homers bezeichnet und verworfen werden. Dem Verfasser war bekannt, daß der alte Heraklit tatsächlich Homer und den von ihm begünstigten Volksglauben bekämpft hat.
  • 4: 2 Der alte Heraklit lebte um 500 v. Chr. Die Abfassung dieses Briefes fällt aber in die Zeit kurz vor oder kurz nach Christi Geburt. 3 Ephesus hatte frühe eine zahlreiche Judengemeinde in seinen Mauern; schon um die Mitte des ersten Jahrhunderts v. Chr. war ihr Einfluß recht beträchtlich (s. Jos. Ant. XIV 10, 12 f). 4 Die allegorische Aus- und Umdeutung des Heraklesmythus war sowohl bei den Juden als Christen beliebt; es wurde in ihn eine harmlose, allgemein gültige moralische Anschauung hineingelegt. Die Jugendgöttin oder Hebe bedeutet hier die Unsterblichkeit.
  • 5: 1 Wer wahre Ordnung besitzt, wird unsterblich. 4 s. Ps 19, 1 ff „Die Himmel rühmen Gottes Herrlichkeit.“
  • VII. Brief.
  • 1 Dieser Brief handelt von einem Gesetz gegen Heraklit und dem Vorschlag zu seiner richtigen Formulierung. 3 Dieser Unterschied ist der Einleitung zur aristotelischen Rhetorik entlehnt. 7 Nirgends ist im Brief vom Weinen Heraklits die Rede, nur vom Nichtlachen. Der weinende Heraklit begegnet auch nicht früher als bei Seneka und Plinius d. Ä.
  • 2: 7 Eine Geldstrafe trifft die Ephesier am empfindlichsten wegen ihrer Geldgier.
  • 3: 7 Ein Ausfall gegen das hellenische Marktleben s. Herodot 1, 153.
  • 4: 2 Wenn der alte Heraklit die der schonungslosen Gewalt unterliegenden Sterblichen beklagt, so läßt der Verfasser ihn hier die gesamte Heidenwelt, die das Schlechte in sich verkörpert, beklagen. Dem alten Weisen legt der Verfasser allen bittern Ernst, allen empörten Ingrimm bei, womit der gläubige Jude auf die Lust und Wollust die Friedensfäulnis und das unmenschliche Kriegsrecht der römisch-griechischen Welt hinblickt. 4 „ein Gesetz für andere“ ist der aristotelischen Politik entlehnt (Pol. 3, 13 p. 1284 a 13). 4 Hier beginnt die Schilderung der Friedenszeit mit der ironischen Feststellung, daß die Eintracht nur scheinbar sei, und daß tatsächlich der Krieg fortdauere; nur werde er vom Schlachtfeld in die Gerichtssäle verlegt, wo die schwersten Verbrechen durch geschickte Handhabung rednerischer Waffen vor Strafe geschützt werden. „Mit