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54. Zu den Sprüchen der Väter

Die „Sprüche der Väter“ Pirke Aboth sind eine Sammlung sittlicher und religiöser Grundsätze; sie gehört zu den 63 Abhandlungen der Mischna, des jüdischen Corpus juris. Die Sprüche selber stammen aus der Zeit des dritten vorchristlichen bis dritten nachchristlichen Jahrhunderts. Der Sammler oder Herausgeber war Rabbi Juda, der Heilige, gest. 219 n. Chr. Die Sammlung ist nicht nach Materien geordnet, und eine chronologische Folge zeigt sich nur im ersten und auch noch im zweiten Kapitel. Das sechste gehört nicht zum ursprünglichen Bestand. (R. H. Charles, Apocr. and Pseud. II 1910 686 ff, H. Strack, Sprüche der Väter 3 A. 1901 IA Mischna 4, 9 Abot 1827).

  • 1: 1 „Die Ältesten“ sind die von Moses ausgewählten Gehilfen (Ex 18, 25). Die „große Synagoge“ bezeichnet die älteren Schriftgelehrten, die im Geist des Esdras (Neh 9, 10) das Gesetz weiter bildeten. Ein ständiges Kollegium scheint aber nicht existiert zu haben. „Zaun“ sind die Vorsichtsmaßregeln gegen Gesetzesübertretung. 2 Simon ist entweder der Hohepriester 310–291 v. Chr. oder sein Enkel 219–199 (Jos. Ant. XII 2, 5; 4, 10). „Gottesdienst“ hier Tempeldienst. 3 Antigonus, Lehrer des Sadok, des Gründers der Sadduzäer. „Himmel“ = Gott. 4 Von hier ab folgen die Lehrer paarweise (im Talmud Zugot „Paare“ genannt). Jose war wohl unter den Sechzig, die von Alkimus 162 v. Chr. getötet wurden (1 Mak 7, 16). „Staub der Füße“ der Schüler sitzt zu den Füßen des Lehrers s. Apg. 22, 3. 5 „Weib“ hier Hausfrau: s. Joh 4, 27. Die 2. Hälfte ist alter Kommentar hiezu. 6 Perachja soll nach einer talmud. Tradition der Lehrer Jesu gewesen sein. Arbela war in Galiläa bei Tiberias, heute Irbid. 7 Vielleicht auf die Verfolgung der Pharisäer durch Johannes Hyrkan gemünzt. 8 Simon, ein Schwager des Königs Janäus 106–76 v. Chr., stellte den verlorenen Einfluß der Pharisäer wieder her. 10 Dieses Paar sind wohl Sameas und Pollion (bei Jos Ant. XV 1, 1) um 60 v. Chr. 11 Die „Weisen“ sind die Lehrer, Rabbis. „Schlechtes Wasser“ irrige Gesetzesauslegung. 12 Um 30 v. Chr. Die „Geschöpfe“ die Heiden. 13 „zufügt“ Neues seinem Wissen. „Krone“ der Gesetzeskenntnis. 14 Selbstvertrauen und Gewandtheit. Die Gelegenheit kommt nicht wieder. 16 Enkel Hillels, Lehrer des hl. Paulus (Apg. 5, 34). Rabban bedeutet das Haupt des Hillelhauses. 17 Der Vers ist verstellt, gehört vor V. 16. Simon ist Hillels Sohn und Gamaliels Vater.
  • 2: 1 Rabbi ist Juda der Fürst, Simons Sohn und Enkel Gamaliels II. Des Menschen Taten sollen vor Gott und den Menschen ehrbar sein. Vergeltung besteht in irgendeinem Zeichen der göttlichen Billigung. „Verlust“ und „Gewinn“ der göttlichen Billigung. 2 Gamaliel III um 250 n. Chr. 8 Vergeltung. 9 Jochanan starb c. 80 n. Chr. Er sammelte das Judenvolk nach Jerusalems Fall 70 n. Chr. und brachte das Gesetzesstudium wieder auf. 10 Eliezer starb vor 116 n. Chr. Josue war ein Tempelsänger um 130 n. Chr. Die Mutter brachte ihn schon in der Wiege zur Synagoge, daß er sich möglichst bald an die Anhörung der Gesetzesworte gewöhne. 11 Jochanan. Abba Saul korrigiert das falsche Zitat richtig, wie V. 12 und 13 zeigen. 12 Er = Jochanan. Ein gutes Herz ist die Quelle aller guten Gefühle und Handlungen. 13 Ein späterer Zusatz. 17 Das Schma (Dt 6, 4–9; 11, 13–21 Num 15, 37–41) soll morgens und abends gebetet werden. 18 Epikuräer. 19 Ein Priester, der um 117 n. Chr. starb, kaum identisch mit Justins Tryphon.