Seite:Riessler Altjuedisches Schrifttum ausserhalb der Bibel 135.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Komm, Esdras, mein Geliebter! Stirb!
Gib mir dein Unterpfand!

4
Da fragte der Prophet:

Wie könnt ich meine Seele denn hinausbringen?

5
Die Engel sagten:

Wir können durch den Mund sie gut herausbringen.

6
Da sagte der Prophet:

Ich sprach von Mund zu Mund mit Gott;
da geht sie nicht hinaus.

7
Die Engel sagten:

Dann wollen wir sie durch die Nase führen.

8
Da sagte der Prophet:

Den Wohlgeruch des Herrn roch meine Nase.

9
Die Engel sagten:

Dann bringen wir durch deine Augen sie hinaus.

10
Da sagte der Prophet:

Es sahen meine Augen Gottes Rückseite.

11
Die Engel sagten:

Dann bringen wir sie durch dein Haupt hinaus.

12
Da sagte der Prophet:

Ich wandelte mit Moses auf dem Berge;
von da geht sie deswegen nicht heraus.

13
Die Engel sprachen:

Dann bringen wir durch deine Zehenspitzen sie hinaus.

14
Da sagte der Prophet:

Es haben meine Füße den Altar umschritten.

15
Da gingen unverrichteter Sache die Engel weg und sagten:

Wir können, Herr, nicht seine Seele nehmen.

16
Da sagte er zu seinem eingeborenen Sohn:

Mein lieber Sohn!
Geh du hinab mit einer großen Engelschar
und nimm die Seele meines lieben Esdras in Empfang!

17
Da nahm der Herr die große Engelschar

und sagte zum Propheten:
Gib mir das Pfand, das ich dir einstens gab!
Es liegt die Krone dir bereit.

18
Da sagte der Prophet:

Herr! Nimmst du meine Seele mir,
wer bleibt dir dann noch übrig,
fürs menschliche Geschlecht zu rechten?

19
Da sagte Gott:

Du bist von Erde, sterblich.
Recht nicht mit mir!

20
Da sagte der Prophet:

Ich hör nicht auf, zu rechten.

21
Da sagte Gott:

Gib jetzt dein Pfand zurück!
Die Krone liegt für dich bereit.