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9. Apokalypse des Sedrach


Die Rede des hl. Sedrach
über der rechtgläubigen Christen Liebe und Reue
und über die zweite Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.
Herr! Gib deinen Segen!


1. Kapitel: Der Liebe Lob
1
Geliebte! Wir wollen nichts höher schätzen

als ungeheuchelte Liebe!
Wir fehlen ja oft jeden Tag, jede Nacht und jede Stunde.

2
Laßt uns deshalb Liebe erwerben!

Sie bedeckt ja eine Menge Sünden.

3
Was nützt es uns, meine Kinder,

wenn wir alles haben,
nur die Liebe nicht!

4
Selige Liebe, Führerin aller Tugenden!

Selig der Mensch,
der wahren Glauben und ungeheuchelte Liebe besitzt!

5
Es sagt ja der Herr:

„Größere Liebe hat niemand,
als daß er sein Leben für seine Freunde hingibt.“ –


2. Kapitel: Sedrachs Himmelfahrt
1
Und da vernahm er eine Stimme unsichtbar in seinen Ohren:

Sedrach! Du begehrst, mit Gott zu reden
und ihn zu bitten,
er mög dir offenbaren,
was du ihn fragen willst.

2
Und Sedrach fragte:

Was, mein Herr?
Da sprach zu ihm die Stimme:
Ich ward zu dir gesandt,
damit ich dich zum Himmel bringe.

3
Er sprach:

Ich wollte mündlich nur mit Gott verkehren.
Ich bin nicht fähig, in den Himmel, Herr, zu gehen.