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15. Brief des Aristeas


Vorgeschichte der griechischen Pentateuchübersetzung
Aristeas an Philokrates
1
Mein lieber Philokrates!

Eine beachtenswerte Geschichte unserer Gesandtschaft
an den jüdischen Hohenpriester Eleazar ist von mir verfaßt worden.
Du erinnertest ja bei jeder Gelegenheit daran,
daß du großen Wert darauf legest,
Gegenstand und Zweck meiner Gesandtschaft zu erfahren;
deshalb versuchte ich, dir alles genau darzustellen.
Ich kenne ja deinen Wissensdurst.

2
Es ist übrigens auch das Wichtigste für den Menschen,

immer Neues durch die Geschichte oder durch eigne Erfahrung hinzuzulernen
und in sich aufzunehmen.
Denn nur so gewinnt die Seele eine lautere Gesinnung,
wenn sie das Beste in sich aufnimmt, sich auf das Allerwichtigste einstellt
und so eine sichere Richtschnur für die Ausübung der Frömmigkeit erhält.

3
Weil wir den Entschluß gefaßt hatten, das Göttliche gründlich zu verstehen,

so erboten wir uns gerne zur Gesandtschaft an den oben Genannten,
der wegen seiner Tüchtigkeit und seines Ansehens
von Landsleuten und Fremden geschätzt wird
und der die Urkunde besitzt,
die heimischen und ausländischen Juden
den größten Nutzen bei Übersetzung des göttlichen Gesetzes gewährt.
Bei ihnen findet es sich nämlich
auf Pergament mit hebräischen Buchstaben aufgezeichnet.

4
Diese Gesandtschaft führten wir denn auch mit Eifer aus.

Dann nahm ich beim König eine günstige Gelegenheit wahr,
für die von des Königs Vater,
dem frühern Herrn der Stadt und Beherrscher Ägyptens,
aus Judäa nach Ägypten verpflanzten Juden Fürsprache einzulegen.
Auch dies lohnt sich, dir zu erzählen.

5
Denn ich bin überzeugt,

daß du, bei deiner Vorliebe
für die sittenstrenge Gesinnung der nach dem heiligen Gesetz Lebenden,
gern hören wirst, was ich dir erzählen will,