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und uns durch Verkehr mit Schlechten verderben.
Deshalb umhegte er uns auf allen Seiten
mit Reinheitsgesetzen für Essen, Trinken, Berühren, Hören und Sehen.

143
Im ganzen sind alle Vorschriften nach ihrem tiefen Sinne gleichwertig,

weil alle von einer Kraft bestimmt sind;
auch im einzelnen hat jede der Vorschriften
über verbotene und erlaubte Speisen ihren tiefen Grund.
Ich will dir beispielsweise die eine oder andere kurz erläutern.

144
Verfalle ja nicht auf die längst aufgegebene Ansicht,

Moses habe aus Rücksicht auf Mäuse, Wiesel oder ähnliches Getier
diese Gesetze gegeben!
Vielmehr wurden diese heiligen Gebote
nur zum Zweck der Gerechtigkeit erlassen,
um fromme Gedanken zu wecken und den Charakter zu bilden.

145
Denn die Vögel, die wir essen, sind alle zahm

und zeichnen sich durch Reinheit aus,
weil sie Weizen und Hülsenfrüchte zur Nahrung nehmen,
wie Tauben, Turteltauben, Hühner,
Rebhühner, Gänse und die übrigen dieser Art.

146
Die verbotenen Vögel aber sind, wie du finden wirst,

wild und fleischfressend:
sie vergewaltigen durch ihre Stärke die übrigen
und nähren sich dadurch,
daß sie in frevler Weise die ebengenannten zahmen Vögel fressen.
Und nicht allein diese, sondern auch Lämmer und junge Ziegen rauben sie
und fallen selbst Menschen an, Tote und Lebende.

147
Indem er sie als unrein bezeichnete, deutete er an,

daß die Besitzer des Gesetzes in ihrer Seele Gerechtigkeit pflegen
und niemanden, im Vertrauen auf ihre Stärke, vergewaltigen
noch ihm etwas wegnehmen sollten;
vielmehr hätten sie in Gerechtigkeit ihr Leben zu führen,
wie die eben genannten zahmen Vögel
die auf dem Boden wachsenden Hülsenfrüchte verzehren
und nicht zur Vernichtung der schwächeren oder verwandten Wesen
Gewalt ausüben.

148
Damit wollte der Gesetzgeber die Vernünftigen ermahnen, gerecht zu sein,

keine Gewalttat zu verüben
und nicht, im Vertrauen auf ihre Stärke, andere zu vergewaltigen.

149
Denn, ziemte es sich nicht einmal,

die ebengenannten Wesen wegen ihrer besondern Beschaffenheit zu berühren,
wie sollte man sich nicht vollends davor hüten,
daß der Charakter in dieser Richtung verdorben würde?

150
Er gab uns alle Vorschriften über erlaubte Speisen

bei diesen und den andern Tieren in sinnbildlicher Rede.
Denn zweihufig sein und gespaltene Klauen haben ist ein Sinnbild davon,
daß man alle Handlungen mit Unterscheidung auf das Rechte hin tun muß.

151
Die Kraft des ganzen Körpers und seine Tätigkeit ruhen auf Schultern und Schenkeln.

So zwingt er uns,