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Es verbietet ja durch die Einzelbestimmungen über Speise, Trank und Berührung

etwas gedankenlos zu tun oder anzuhören
oder sich unter Ausnützung der Verstandeskraft dem Unrecht zuzuwenden.

163
Bei den Tieren kann man das gleiche finden.

Schädlich ist ja die Art des Wiesels,
der Mäuse und aller ähnlichen genannten Tiere.

164
Denn die Mäuse beschädigen und verderben alles,

und zwar nicht bloß, um sich zu nähren;
vielmehr wird alles, was sie zu beschädigen beginnen,
für den Menschen gänzlich unbrauchbar.

165
Eigentümlich ist das Wieselgeschlecht.

Außer der genannten Eigenschaft hat es noch etwas Befleckendes an sich;
es empfängt durch die Ohren und gebiert mit dem Mund.

166
Deshalb ist auch ein solcher Charakter an Menschen unrein.

Was solche durch das Ohr aufnehmen,
gestalten sie dann durch Worte aus
und bringen dadurch andere ins Unglück;
so vollbringen sie keine geringe Unreinheit,
selber vom Makel der Gottlosigkeit befleckt.
Euer König tut aber recht daran,
daß er solche Menschen beseitigt, wie wir hören.

167
Ich sprach: Ich glaube, du meinst die Angeber;

denn über diese verhängt er immer Martern und schmerzhaften Tod.
Er erwiderte: Gewiß meine ich diese;
denn das Lauern auf anderer Menschen Verderben ist gottlos.

168
Unser Gesetz aber verbietet, jemanden durch Wort oder Tat zu schädigen.

Auch hierin ward dir nun in aller Kürze gezeigt,
daß alle Gesetze zur Gerechtigkeit gegeben sind,
und daß nichts durch die Schrift zwecklos oder leichtfertig angeordnet ist,
sondern daß alles darauf hinausgeht,
daß wir durchs ganze Leben in unsern Werken gegen alle Menschen Gerechtigkeit üben,
eingedenk des allmächtigen Gottes.

169
So bezieht sich die ganze Verordnung

über Speisen und unreine, schädliche Tiere
auf Gerechtigkeit und den gerechten Wandel der Menschen.

170
So schien er mir nun das einzelne glänzend gerechtfertigt zu haben;

er sagte auch noch von den zu opfernden Kälbern, Widdern und Ziegenböcken,
man hole sie aus den Rinder- und Schafherden;
denn man solle keine wilden, sondern zahme Tiere opfern,
damit die Opfernden, der Mahnung des Gesetzgebers folgend,
keine übermütigen Gedanken im Herzen trügen.
Denn der Opfernde bringt seine ganze Seelenrichtung zum Opfer dar.

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Ich denke, daß seine Auslegungen erwähnenswert sind,

und zwar wegen der Heiligkeit und des tiefern Sinnes des Gesetzes;
deshalb fühlte ich mich auch bewogen, lieber Philokrates,
ihn dir wegen deiner Wißbegierde zu erläutern.