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11. Kapitel
1
In jenen Tagen öffne ich des Segens himmlische Vorratskammern

und lasse ihn auf die Erde,
das Werk und die Arbeit der Menschenkinder herabkommen.

2
Dann paaren sich Wahrheit und Frieden alle Tage der Welt

und alle Menschengeschlechter hindurch.


12. Kapitel: Henochs Traum über die Bestrafung der Engel
1
Vorher war Henoch verborgen worden,

und niemand von den Menschenkindern wußte,
wo er verborgen war,
wo er sich aufhielt und was aus ihm geworden war.

2
Was er tat, das tat er mit den Wächtern,

und seine Tage verbrachte er mit den Heiligen.

3
Ich, Henoch, erhob mich

und pries den Herrn der Majestät und den König der Welt.
Da riefen die Wächter mich, Henoch, den Schreiber, an
und sagten zu mir:

4
„Henoch, du Schreiber der Gerechtigkeit, geh hin

und verkünd den Himmelswächtern,
die den hohen Himmel, die heilige ewige Stätte verließen,
sich mit Weibern nach Menschenart verunreinigten,
sich Weiber nahmen und so großes Verderben auf die Erde brachten:
Sie werden weder Frieden noch Verzeihung finden.
So oft sie sich über ihre Kinder freuen,
werden sie die Ermordung ihrer Lieblinge erleben
und über den Untergang ihrer Kinder seufzen;
sie werden immerdar bitten,
aber weder Gnade noch Frieden erlangen!“


13. Kapitel
1
Da ging Henoch hin

und sprach zu Azazel:
Du wirst keinen Frieden haben.
Ein strenges Urteil ist über dich gefällt:
Du sollst gefesselt werden.

2
Du wirst keine Nachsicht noch Fürbitte für dich erlangen

wegen der Gewalttätigkeiten, die du gelehrt,
und wegen all der Werke der Lästerung, Gewalttat
und Sünde, die du den Menschen zeigtest.

3
Dann ging ich hin und sprach mit ihnen allen.

Da fürchteten sie sich insgesamt,
und Furcht und Zittern packte sie.

4
Sie baten mich, für sie eine Bittschrift zu schreiben,

damit ihnen Verzeihung zuteil würde,
und ihre Bittschrift vor dem Herrn des Himmels vorzulesen