Seite:Riessler Altjuedisches Schrifttum ausserhalb der Bibel 840.jpg

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entsprechend dem, wie Gott seinen Namen bei seiner Vorherverkündigung nannte.
Anna saß nun da und stillte das Kind,
bis es zwei Jahre alt wurde.
Nach seiner Entwöhnung ging sie mit ihm hinauf, mit Gaben in den Händen;
der Knabe aber war sehr schön
und der Herr war mit ihm.

2
Da stellte ihn Anna dem Heli vor und sprach zu ihm:

Dies ist der, den ich gewünscht und um den ich gebetet habe.
Da sprach Heli zu ihr:
Nicht du allein hast gebetet, sondern auch das Volk betete um ihn.
Nicht ward er von dir allein erfleht;
vielmehr war er den Stämmen schon früher verheißen worden.
Durch ihn ward dein Mutterschoß gerechtfertigt,
so daß du den Stämmen einen Propheten schenken
und die Milch deiner Brust zu einer Quelle der zwölf Stämme machen darfst.

3
Als Anna dies vernahm, sprach sie:

Herbei zu meiner Rede, all ihr Völker!
Vernehmet all ihr Reiche, was ich sage!
Mein Mund ward mir geöffnet, daß ich spreche,
und meinen Lippen ward befohlen,
daß ich den Herrn lobpreise.
So träufle, meine Brust! Vermelde deine Zeugnisse!
Denn dir ist anbefohlen, Milch zu spenden.
Es tritt ja der von dir Getränkte auf;
durch seine Worte wird das Volk erleuchtet.
Er weist den Völkern Grenzen an;
sein Horn wird hoch erhoben werden.

4
Deswegen sprech ich offen meine Worte aus;

aus mir entspringt ja das Gesetz des Herrn,
und alle Menschen finden dann die Wahrheit.
O sprecht nicht in der Eile Übermütiges!
Laßt nicht aus eurem Mund vermessene Worte kommen!
Erfreut euch vielmehr an dem Ruhm,
daß jetzt ein Licht entsteht,
woraus die Weisheit wird geboren!
Dann heißen reich nicht die, die viel besitzen,
noch heißen „Mutter“ die, die viel Geburten hatten.
Gesättigt ward die Unfruchtbare;
die aber viele Kinder hatte, wurde kinderlos.

5
Es nimmt der Herr das Leben nach Gerechtigkeit,

und nach Barmherzigkeit schenkt er es wieder.
In dieser Welt gibt’s Sünder.
Die Frommen läßt er leben, wenn er will;
die Sünder aber sperrt er in die Finsternis.
Sein Licht gewährt er den Gerechten;
doch wenn die Sünder sterben, dann vergehen sie.
Wenn die Gerechten sich zum Schlafe niederlegen,
dann werden sie gerettet werden.