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schlägt mit Freuden ein, sucht alles baare Geld im Hause zusammen, macht die erste Probe, und diesmal scheint der schwarze Feind ehrlich zu seyn, denn er hält Wort, und der andere natürlicher Weise auch.

Wie oft und lange mag nun der Glückliche seinen Gang über die Brücke hin und her wiederholen? So lange es gut thut, so lange er etwas hinüber zu tragen hat, dreymal in allem. Denn als er zum dritten mal mit seiner verdoppelten Baarschaft zurückkehrte: und das drittemal den ausbedungenen Brücken-Zoll ins Wasser warf; so hatte der böse Feind sein Geld alles rein und baar bis auf den letzten rothen Heller, und der arme Betrogene gieng leer nach Haus, und hatte nichts mehr in den Strom zu geben, wenn er über die Brücke gieng, als Thränen um seine letzte verlohrne Baarschaft. – Wer rechnen kann, wirds bald heraus haben, wie viel der Betrogene zum erstenmal Geld über den Strom zu tragen hatte, und daß alles natürlich zugieng. Und mancher, den die Erfahrung auch schon klug gemacht hat, wird denken: Accurat so gehts! die Auflösung wird bald nachfolgen.


Von den Processions-Raupen.


Oft fürchten wir, wo nichts zu fürchten ist, ein andermal sind wir leichtsinnig nahe bei der Gefahr. In unsern Eichwäldern hält sich eine Art von graufarbigen haarigen Raupen auf, die sich in sehr großer Anzahl zusammenhalten, und in ganzen grossen Zügen dicht aneinander und auf einander von einem Baum auf den andern wandern, deßwegen nennt man sie

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Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/019&oldid=- (Version vom 1.8.2018)