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zwey Jahre lang auf seine Kosten unterhalten mußte. Das Beste von seinem erworbenen Vermögen, wovon er noch etwas lernen wollte, gieng zu seinem unsäglichen Schmerzen drauf, und er dachte: Jezt habe ich hohe Zeit, sonst ists Mathä am lezten. Mit diesem Gedanken nahm er den Rest seiner Habschaft in die Tasche, einen Stock in die Hand, und lief eines Gangs, ohne sich umzusehen, nach Carlsruhe, und als er auf der Mühlburger Straße zwischen den langen Reihen der Pappelbäume die Stadt erblickte, da dachte er, Gottlob! und Gott wird mir helfen.

Guter Jakob Humbel, Gott hilft jedem, der sich wie du von Gott will helfen lassen, und du hast es erfahren.

In Carlsruhe ist eine öffentliche Anstalt zum Unterricht in der Thierarzneykunst. Die Lehrstunden werden unentgeldlich ertheilt. Die sehr geschickten Lehrer geben sich Mühe, ihre Lehrjünger gründlich zu unterrichten. Schon mancher brave Thierarzt hat in dieser nützlichen Schule sich zu seinem Beruf vorbereitet und gebildet.

Hier war nun Humbel in seinem rechten Element, an der reichen Quelle, wo er seinen lang gehaltenen Durst nach Wissenschaft befriedigen konnte, lernte ein krankes Thier mit andern Augen anschauen als in Mummenthal und Emmenthal, konnte andere Sachen lernen als Wind machen und bösen Wind vertreiben, und war nicht viel im Bierhaus zur Stadt Berlin, oder im Wirthshaus zur Stadt Straßburg, oder in Klein-Carlsruhe im Wilhelm Tell zu sehen, ob er gleich sein Landsmann war, auch nicht einmal recht am Sonntag auf dem Paradeplatz, oder zu Mühlburg

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Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/142&oldid=- (Version vom 1.8.2018)