Seite:Schiller-Galerie.pdf/148

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

So einverstanden man mit dem theoretischen Vordersatz sein wird, so wenig kann man es mit der Anwendung sein, die er davon macht, die eben den Schwärmer kennzeichnet, da die Despoten durch der Wahrheit Feuerflocken wohl verbrannt, nicht aber geschmolzen werden.

Erscheint das Thun des Marquis nicht überall ausreichend motivirt, so hat der Dichter es um so meisterhafter verstanden die Wirkung, die er überall hervorbringt, uns deutlich zu machen durch den Glanz und Adel, die er über alles gebreitet hat, was er sagt. Es ist zugleich eine verhaltene Macht der Begeisterung, eine stille Glut der Empfindung, eine Hoheit des Gedankens darin, deren bezaubernder Wirkung niemand entgeht, die uns selbst erklärlich machen, dass der bedrängte, durch Eifersucht und Argwohn aufs tiefste verwundete Philipp zu dem Manne, der solche Meinungen so vorträgt, Vertrauen fasst, sich gestehen muss:

 Gift also selbst,
Find’ ich, kann in gutartigen Naturen
Zu etwas Besserm sich veredeln. . . .
 Ich habe
Solch einen Menschen nie gesehen. . . .
 Ihr kennt
Den Menschen, Marquis. Solch ein Mann hat mir
Schon längst gemangelt, Ihr seid gut und fröhlich
Und kennet doch den Menschen auch.

Am feinsten und schönsten aber ist die Schilderung seines Verhältnisses zur Königin, wie es sich in den Worten der hohen Frau malt, wenn sie von ihm sagt:

Der erste seiner Nation, der mich
Den Ruhm empfinden lehrte, Königin
Der Spanier zu sein –

und er mit echt spanischer stolzer Galanterie erwidert:

 Damals träumte
Mir nicht, dass Frankreich noch das Einzige
An uns verlieren würde, was wir ihm
Beneidet hatten.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Pecht: Schiller-Galerie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller-Galerie.pdf/148&oldid=- (Version vom 1.8.2018)