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Einer jungen Freundin ins Stammbuch.


      Ein blühend Kind, von Grazien und Scherzen
Umhüpft, so Freundin spielt um dich die Welt.
Doch so, wie sie sich mahlt in deinem Herzen,
In deiner Seele schönen Spiegel fällt,

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So ist sie nicht. Die stillen Huldigungen,

Die deines Herzens Adel dir errungen,
Die Wunder, die du selbst gethan,
Die Reize, die dein Daseyn ihm gegeben,
Die rechnest du für Reize diesem Leben,

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Für schöne Menschlichkeit uns an.

Dem holden Zauber nie entweyhter Jugend,
Dem Talismann der Unschuld und der Tugend,
Den will ich sehn, der diesem trotzen kann.

      Froh taumelst du im süßen Ueberzählen

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Der Blumen, die um deine Pfade blühn,
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1796. Neustrelitz: Michaelis, 1796, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1796_036.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)