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Phaethon.

An des Heiligthums geweihter Schwelle
Flehend zu des Allbelebers Thron
Lag, umflossen von Aurorens Helle,
Phaethon, Apollons edler Sohn.

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Seine Seufzer drangen durch die Lüfte,

Seine Thränen fielen auf den Stein,
Und der frühen Opfer süße Düfte
Wall’ten durch den Lorbeerhain.

Schöner wand auf Hellas weiten Fluren

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Von der Mutter Schooß ein Sohn sich nicht.

Seiner Götterabkunft hohe Spuren
Strahlten von des Jünglings Angesicht.
Lockend flog entgegen ihm und schmachtend
Jedes Mädchens sehnsuchtsvoller Blick;

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Doch, der Liebe holdes Glück verachtend,

Gab er keinen je zurück.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1798. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1798_160.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)