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Durstend schmacht’ ich und mein Gaumen glühet,

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Tantaln gleich, schon nahe dem Genuß;

Ach! vor meinen dürren Lippen fliehet
Spottend ein Eridanus.“

„Immer sehnend, strebend – ausgestoßen
Aus den kalten Armen der Natur,

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Flieht mein Geist dahin, wo er entsprossen,

Sucht am Firmament der Heimath Spur.
Ja, ich fühl’s, ein Gott hat mich gezeuget!
Doch wer hat mich dem Olymp entwandt?
Hat zur Erde nieder mich gebeuget?

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Sie ist nicht mein Vaterland!“


„Wie ist diese Wirklichkeit so enge,
Die von allen Seiten mich umgiebt,
Die mit rauhen Armen das Gedränge
Meiner schönen Träume oft zerstiebt!

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Aber soll ich ewig denn nur träumen?
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1798. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1798_164.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)