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Entschlossen sterben oder glücklich siegen,

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Ist ihr das erste, heiligste Gebot.

Sie fühlt, vereint, noch frey sich in den Ketten,
Und schaudert nicht, bey Todten sich zu betten.

     Ach! schlimmer drohn ihr lächelnde Gefahren,
Wenn sie des Zufalls Tücken überwand.

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Vergänglichkeit muß jede Blüth’ erfahren:

Hat aller Blüthen Blüthe mehr Bestand?
Die wie durch Zauber fest geschlungen waren,
Löst Glück und Ruh und Zeit mit leiser Hand,
Und, jedem fremden Widerstand entronnen,

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Ertränkt sich Lieb’ im Becher eigner Wonnen.


     Viel seliger, wenn seine schönste Habe
Das Herz mit sich ins Land der Schatten reißt,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1798. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1798_177.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)