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Wie weit er auch die Stimme schickt,

Nichts lebendes wird hier erblickt.
„So muß ich hier verlassen sterben,
Auf fremdem Boden, unbeweint,
Durch böser Buben Hand verderben,

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Wo auch kein Rächer mir erscheint!“


     Und schwer getroffen sinkt er nieder,
Da rauscht der Kraniche Gefieder,
Er hört, schon kann er nicht mehr sehn,
Die nahen Stimmen furchtbar krähn.

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„Von euch, ihr Kraniche dort oben!

Wenn keine andre Stimme spricht,
Sey meines Mordes Klag’ erhoben!“
Er ruft es, und sein Auge bricht.

     Der nakte Leichnam wird gefunden,

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Und bald, obgleich entstellt von Wunden,

Erkennt der Gastfreund in Corinth
Die Züge, die ihm theuer sind.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1798. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1798_269.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)