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Lasset, vergönnet uns Phöbus die Leier,
Heiter sie immer und fröhlich ertönen,
Freuden der Gegenwart singe sie nur,

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Diese nur kann mit dem Schicksal versöhnen,

Denn um das künftige wallet ein Schleier,
Und es verweht der Vergangenheit Spur.
     Haschet im Fluge den Augenblick,
     Freunde, er kehret euch nimmer zurück.

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Lasset den Leidenden tröstend sich sagen:

„Zukunft, die ferne, nur krönet mein Hoffen,
Heitere Hofnung betrüget den Schmerz –“
Jedem Geschenke der Gegenwart offen,
Jeglicher Freude mit zitterndem Schlagen

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Bebe das leise bewegliche Herz.

     Haschet im Fluge den Augenblick,
     Freunde, er kehret euch nimmer zurück.

Aber, o laßt uns den Becher der Freuden
Immer mit mäßiger Lippe berühren,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1798. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1798_302.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)