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     Und die letzten Kräfte schwanden,

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Und des Todes Stunde naht;

Da erscheint aus fernen Landen
Noch ein Mann in weißen Haaren,
Der des Fürsten Noth erfahren,
Reich an Kunst und weisem Rath.

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     Alles wird von ihm erwogen,

Und es sieht der kluge Mann,
Wenn nicht alle Zeichen trogen,
Steckt des Uebels Grund im Herzen,
Liebe machte diese Schmerzen,

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Sie nur ist’s, die helfen kann.

     Tiefer sucht er nun zu spüren;
Unter schlau erdachtem Grund
Läßt er zu dem Prinzen führen,
Reich an Reizen, alle Schönen,

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Die den Hof des Fürsten krönen;

Doch es giebt sich nichts ihm kund.
     Nur wenn in des Sohnes Zimmer
Sich die Königinn begiebt,
Sieht er einen hellen Schimmer

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In des Jünglings Augen glühen.

Seine bleichen Wangen blühen:
Wär’ es diese, die er liebt?

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1799. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1799_184.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)