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No. 1.
F. Francia,

geb. zu Bologna 1450.

Maria mit dem Kinde. In einer Landschaft hält die lieblichste der Mütter das Kind stehend vor sich, welches die rechte Hand segnend emporhebt. Diese schöne Gruppe erfüllt alle Forderungen an Kunst und Ausdruck.

Francia war ein trefflicher Goldschmidt. A. Mantegna soll sein Lehrmeister gewesen seyn. Er war vortrefflich in der Zeichnung, im Colorit und in den Stellungen.

Aus der Sammlung des Grafen Fries in Wien. Auf Holz, 16½ Zoll hoch, 13 Zoll breit.


No. 2.
Friedrich Barozio,

geb. 1528, gest. 1612.

Andromeda, ihrem Schicksale überlassen, ist entkleidet an den Felsen gefesselt. Ihr Blick ist zur Rechten nach dem Ungeheuer gewandt, das zu ihrer Vernichtung auf dem Meere dahereilt. Perseus, von den Göttern bewaffnet, erhebt sich drohend über demselben, und flösst der Unglücklichen Muth ein. Mit hoher Gelassenheit und fester Zuversicht scheint sie dem nahen Siege ihres Erretters entgegenzusehen.

Barozio war ein Schüler B. Francia’s, arbeitete im Belvedere zu Rom, wo er Raphaels Zeichnung und Correggio’s Färbung nachzuahmen strebte. Nachmals lebte er zu Urbino.

Dieses Gemälde war sonst in Hubertusburg im Jagdschlosse aufgestellt, wurde aber im siebenjährigen Kriege feindlich entwendet, und in Amsterdam verkauft.

Aus dem ehemaligen Winklerschen Cabinet zu Leipzig. Auf Leinwand, 5 Fuss 4 Zoll hoch, 3 Fuss 9 Zoll breit.


No. 3.
Govert Flinck,

geb. zu Cleve 1616, gest. 1660.

Susanna, im Begriff in’s Bad zu steigen, wird von den beiden Richtern belauscht. Sie ist schon entkleidet; nur um ihren linken Schenkel schlägt sich noch das rothe Gewand, und ihre linke Brust wird von der linken Hand bedeckt.

Der historische Stoff ist aus der heiligen Schrift genommen. „Es war ein Mann in Babylon, der hatte ein Weib, die hiess Susanna; sie war sehr schön und gottesfürchtig, denn sie hatte fromme Aeltern, die sie unterwiesen hatten nach dem Gesetze Mosis. Und ihr Mann, der reiche Jojakim, hatte einen schönen Garten an seinem Hause; und da sie die Aeltesten sahen täglich darinnen gehen, wurden sie gegen dieselbe entzündet mit böser Lust.“ (s. d. Historia von der Susanna.)

Flinck war ein Schüler Rembrand’s, dessen Manier er besonders in Bildnissen folgte.

Aus dem ehemaligen Richterschen Cabinet zu Leipzig. Lebensgrösse, auf Leinwand, 72 Zoll hoch, 62 Zoll breit.


No. 4.
Peter Paul Rubens,

geb. 1577 zu Cöln, gest. 1640.

Ein Schiff im Sturme und in Gefahr, unterzugehen; viele Menschen befinden sich auf dem, von den Wogen hoch emporgeworfenen Fahrzeuge, unter denen die heilige Walburge sich auszeichnet, welche ihre Blicke betend zum Himmel wendet. Auf dem Vordertheile des Schiffs arbeiten die Schiffsleute aus aller