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An diesem Künstler bewundert man die Durchsichtigkeit seiner glühenden und kräftigen Farben. Seine Schiffe sind mit grosser Genauigkeit gezeichnet,[1] und die kleinsten Figuren geistreich behandelt. Die Bewegung und das Anschlagen der Wellen sind vortrefflich. Seine Luft ist hell, und die Wolken scheinen zu schimmern. Oft machte er Reisen zur See,[2] und wohnte mehreren Seegefechten bei. Sein Sohn besass gleiches Talent, und malte die merkwürdigsten Gefechte der Englischen Flotten.

Aus der Wincklerschen Sammlung. Auf Leinwand, 19½ Zoll hoch, 23 Zoll breit. Mit dem Monogramm des Meisters.


No. 36.
Johann Uchtervelt,

geb. um 1635.

Ein Gesellschaftsstück von fünf Personen. Ein Herr und eine Dame spielen Triktrak. Eine zweite Dame, in schönen weissen Atlas gekleidet, steht daneben,[3] und spielt auf der Guitarre. Eine zweite männliche Figur sieht zu.

Uchtervelt war ein Holländer und Schüler von Gabriel Metzu. Er malte in dieses Meisters Geschmacke Gesellschaften, worin er das Helldunkel gut zu behandeln wusste.

Aus der Wincklerschen Sammlung. Auf Leinwand, 39½ Zoll breit, 35¾ Zoll hoch.


No. 37.
Hans Hemmling,

geb. 1439, gest. 1490.

Mariä Heimsuchung. S. den historischen Stoff im Evang. Lucä Cap. I. V. 39. ff.[4] „Maria aber stand auf in den Tagen und ging auf das Gebirge in das Haus Zacharias, und grüsste Elisabeth; und es begab sich, als Elisabeth den Gruss Mariä hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabeth ward des heiligen Geistes voll, und rief laut, und sprach: Gebenedeyet bist du unter den Weibern, und gebenedeyet ist die Frucht deines Leibes. Und woher kommt mir das, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Siehe, da ich die Stimme deines Grusses hörte, hüpfte mit Freuden das Kind in meinem Leibe. Und, o selig bist du, die du geglaubt hast: denn es wird vollendet werden, was dir gesagt ist von dem Herrn.“

Hemmling hatte den Soldatenstand gewählt, und kam im grössten Elende nach Brügge, wo er im Spitale sein Talent bekannt machte, und aus Erkenntlichkeit ein sehr schönes Gemälde, die Geburt Christi, zurückliess. Er wird den Gebrüdern van Eyck gleichgeschätzt, und übertraf sie noch in einigen Theilen der Kunst; doch blieben seine Werke lange unbeachtet. Meistens malte er mit Wasserfarben.

Auf Holz, 24 Zoll hoch, 15 Zoll breit.


No. 38.
Carl Cignani,

geb. 1628, gest. 1719.

Cimon und Pero. (Lebensgrösse. Kniestück.) – Die Aeltern zu lieben, ist das erste Naturgesetz: ein merkwürdiges Beispiel von herrlicher Erfüllung desselben erzählt Valerius Maximus L. V. Cimon war durch richterlichen Ausspruch, zum Hungertode verdammt worden, und der hochbeiahrte Greis würde seinem Schicksale bald haben erliegen müssen. Doch kindliche Liebe treibt seine edle Tochter Pero zum sterbenden Vater ins Gefängniss, wo sie ihm die Brust reicht, und durch diese Nahrung ihm das entschwindende Leben rettet.

Cignani war ein Bologneser Künstler und Schüler des Albani; sein Pinsel ist leicht, kräftig und fleissig, seine Zeichnung richtig, der Ausdruck der Leidenschaften in seinen Gesichtern ist wahr, so wie die Gewänder seiner Figuren gut gefaltet sind.

Auf Leinwand, 53 Zoll hoch, 41 Zoll breit.


  1. Verbesserungen S. 49: fehlt Komma nach gezeichnet
  2. Verbesserungen S. 49: fehlt Komma nach See
  3. Verbesserungen S. 49: fehlt Komma nach daneben
  4. Verbesserungen S. 49: setze ff. statt f. f.