Guido Reni,
gest. zu Bologna 1642.
Maria, neigt sich, mit über die Brust gekreuzten Armen zu ihrem schlummernden Kinde, welches vor ihr auf einem rothen Kissen liegt. Beide Figuren sind in Lebensgrösse.
Guido Reni war Schüler des Dionysius Calvart und Ludwig Carracci. Der Pinsel jenes Künstlers war in seiner besten Zeit leicht und fliessend, die Ausarbeitung geistreich und angenehm, und die Carnation lebhaft; seine Gewänder sind in grossem Geschmack, und die Köpfe vortrefflich. Mehr Feuer und eine kräftigere Färbung würden seinen Werken einen noch höhern Werth gegeben haben. Seine spätern Arbeiten stehen den früheren nach, woran seine Spielsucht Schuld gewesen seyn soll.
Jacob Ligozio,
gest. 1627 zu Florenz, im 27sten Jahre.
Ecce homo. Christus im Vollbilde mit einer Dornenkrone und dem Rohrscepter in der gefesselten rechten Hand. Zur Seite befinden sich Kriegsknechte, und links steht Pilatus, welcher mit Jesu heraus zum Volke ging und sprach: „Sehet, ich führe ihn heraus zu Euch, dass Ihr erkennet, dass ich keine Schuld an ihm finde. Also ging Jesus hinaus, trug eine Dornenkrone und Purpurkleid; und Pilatus spricht zu ihnen: Sehet, welch ein Mensch! Da ihn die Hohenpriester und Diener sahen, schrieen sie und sprachen: „Kreuzige, kreuzige ihn!“ S. Johann. Cap. 19. V. 1. ff.
Ligozio war ein Schüler des Paul Veronese. Seine kleinen Staffelei-Gemälde sind sehr vollendet; seine Zeichnung hat etwas Graciöses, und seinem Colorit, ob es gleich nicht dem des Veronese gleich kommt, mangelt es doch keineswegs an Leben und Wahrheit. In Florenz war ihm die Aufsicht über die Grossherzogliche Gemäldegallerie übertragen.
Bartholomé Schidone,
geb. 1560, gest. 1616.
Die heilige Familie. Im Vorgrunde einer Landschaft sitzt Maria, und hält das Jesuskind in ihren Armen; ihr zur Seite liest Joseph in einem Buche, welches ein Engel ihm vorhält.
Schidone war Maler zu Modena, und Schüler des Hannibal Carracci, hielt sich jedoch an Correggio’s Manier. Seine Gemälde sind äusserst selten, und wegen ihrer zarten Behandlung, guten Ausarbeitung und schönen Gesichtszüge sehr geschätzt. Durch Spielsucht verlor er sein ganzes Vermögen, und starb aus Unmuth hierüber.
Bernhard van Orley,
geb. 1490, gest. 1560.
Maria mit dem Kinde auf ihrem Schoosse. Sie sitzt vor einem Hause und hat einen Korb mit Leintüchern und einer Scheere zu ihrer Seite. In ihrer Nähe ist Joseph beschäftigt, mit einer Zimmeraxt ein Stück Bauholz zu beschlagen.
Van Orley war Schüler Raphaels, der sich seiner zu grossen Werken mit bediente.
Maximilian Speck von Sternburg: Verzeichniss der von Speck’schen Gemälde-Sammlung, Teil 1 (1827). Eigenverlag des Autors, Leipzig 1827, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Specksche_Gem%C3%A4ldesammlung_1827.pdf/50&oldid=- (Version vom 1.8.2018)