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– Fünf Minuten später waren Willem und die schöne Katherina verlobt und einige Augenblicke darauf wanderte David Teniers, in heiterster Stimmung, nach Antwerpen zurück. Der Meister trägt in seiner Mappe die Skizze eines seiner reizendsten Gemälde . . .

Das Original unsers Blattes ziert die königliche Gemäldegallerie in Dresden.




Die Kinder Karls I. in England.
Von van Dyk.

Van Dyk in London.

Anton van Dyk, der Fürst aller Portraitmaler, befand sich, vom Könige Karl I. berufen, in London und in der herrlichen Sommerwohnung, welche er der Munificenz seines erlauchten Gönners dankte.

Es war in den Abendstunden. Den Maler sehen wir in einem weiten, aufs prächtigste und geschmackvollste geschmückten Saale. Van Dyk, ein schlanker, schöner Mann, ist noch jung, noch nicht an der Mitte der dreißiger Jahre; dennoch besitzen seine Wangen keine Blüthenfrische mehr; sein ausdrucksvolles, großes Auge blickt heiß und matt und die Stirn ist düster gefaltet.

Van Dyks Anzug war bequem, reich, aber sehr nachlässig angelegt; sein schönes Haar war ungeordnet.

Der ganze Ausdruck dieses edlen Kopfes, dieser schönen Gestalt war melancholisch niedergeschlagen; der Meister schien mit sich und der Welt höchst unzufrieden, er hatte das Ansehen, als sei er mit seinem eignen Innern und mit seiner ganzen Umgebung vollständig zerfallen. Ihn schien das Leben, welches dem Auserwählten mit Tausenden von Reizen geschmückt, lockend anlächelte, mit Widerwillen zu erfüllen.

Das machte, Anton van Dyk, der leidenschaftliche Künstler mit dem glühenden, romantischen Innern, war übersättigt.

Unzufrieden, fast gramvoll streckte er sich auf den Kissen seines Ruhebettes aus und maß zwei Herren, welche neben demselben standen, mit finsteren Blicken.

Diese Männer waren Digby, der genaue Freund des Malers und sein Gönner, der Herzog von Buckingham. Digby war ein blasser, hoher, ernster Mann, nur wenig älter, als van Dyk, er war in dunkelfarbigem Kleide und erschien eben so einfach als edel. Der Herzog von Buckingham war so glänzend angezogen, als sollte er unmittelbar darauf das Parquet der königlichen Prachtzimmer betreten. Buckingham war ein ältlicher Herr von aristokratischer Haltung mit stolzen, fast herrischen Manieren.

– Ich lade Euch, Meister van Dyk, sagte der Herzog, fast heftig die Hand bewegend, in welcher er seinen, mit weißen Federn gezierten Hut hielt, feierlichst nach Whitehall zum König Karl ein. Er läßt Euch durch mich seines ausgezeichneten Wohlwollens versichern und bittet Euch, überzeugt zu sein, daß nichts diese gnädigen Gesinnungen ändern könne . . .

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/270&oldid=- (Version vom 1.8.2018)