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kam glücklich nach Milano, welche Stadt einige seiner schönsten Schlachtenbilder aufzuweisen hat.

Van Dyck aber konnte von diesem Abende an die Erinnerung an die Danaë nicht aus den Gedanken schlagen, um so mehr, als Lady Venetia es beharrlich verweigerte, ihn zu sehen.

Der Meister gehorchte seinem innern Drange und malte seine herrliche Danaë mit der Alten, wie der Herr des Olymps ihr in dem blitzenden Goldregen naht. Die Danaë und die Dienerin waren herrliche Portraits von Lady Venetia und Mrs. Elise. Kaum vollendet sandte van Dyck das Bild zu der Dame, die er längst heimlich anbetete, mit diesen Zeilen:

– Hat die Kunst Ihre Schönheit zu verewigen vermocht: so wird die Danaë aufhören zu erröthen.

Am andern Tage fuhr die Dame selbst vor dem Palaste des Malers in Black Fryars vor und seit diesem Augenblicke ward die „Danaë des van Dyck“ in dem Prachtsaale Mylord Digby’s für die Bewunderung der hohen Welt frei ausgestellt.



Die Brüder.
Von C. L. Vogel.

Der Schöpfer dieses ausgezeichneten Bildes ist Christian Leberecht Vogel, ein in der Künstlerwelt oft genannter und geschätzter deutscher Historienmaler. Er ward 1759 zu Dresden geboren. Sein Vater, welcher bei Hofe angestellt, bestimmte ihn für seine Beschäftigung, obgleich sich bei dem Knaben das entschiedenste Talent für seine Kunst zu regen begann. Noch sehr jung, machte Vogel Aufsehen durch seine Zeichnungen und Malereien, namentlich durch seine Portraits, wie er denn als kaum 12jähriger Knabe sein eigenes Portrait in Pastell vollendete.

Der Hofmaler Schönau ward auf den vielversprechenden Knaben aufmerksam und nahm denselben als seinen Schüler an. Rasch bemächtigte er sich der Elemente seiner Kunst, und begann auf der Kunstakademie zu Dresden mit so glänzendem Erfolge seine Studien, daß ihn die Akademie als ihren Pensionair annahm. Im Jahre 1780 verließ der Künstler Dresden und begab sich nach Wildenfels im Erzgebirge, um die Familie des Grafen Solms zu malen. Erst im Jahre 1804 kehrte er von hier als Mitglied der Kunstakademie nach Dresden zurück, ward in Folge seiner theoretischen Kunstkenntnisse 1814 an derselben Professor und starb den 6. April 1816.

Vogel blieb der ursprünglich von ihm aus einer Art unbewußten Triebes eingeschlagenen Richtung, derjenigen des Portraits, getreu und versuchte von hier aus seinen Aufschwung in die höheren Regionen der Kunst zu nehmen. Fast alle seine größeren historischen und Genre-Stücke weisen auf diese Portrait-Richtung zurück. Im Portrait war Vogel ausgezeichnet; es war seine Lieblingsbeschäftigung, dergleichen zu malen. Er lieferte daher eine große Anzahl derselben, die sich sämmtlich durch eine klare, mehr anmuthige, als scharfe und schlagende Charakteristik bemerklich machen.

Unter seinen größeren historischen Stücken verdient das Altarblatt in der Kirche zu Lichtenstein hervorgehoben zu werden.

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 407. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/424&oldid=- (Version vom 1.8.2018)