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Aber noch Eins. Sie sehen, ich suche mir meinen äußerst dünnen Knebelbart hervorzuziehen, da ich vielleicht im andern Jahre zur Armee gehe. Der Bart müßte etwas üppiger gemalt werden . . .

Jetzt war die Reihe an Terburg zu lachen. Beide trennten sich als die besten Freunde.

Als Terburg ging, befanden sich Gallois und der Franche-Comtéer noch in dem Dienstzimmer.

– Ihr hattet mir eine vortreffliche Gefälligkeit zugedacht, Freunde! sagte der Niederländer. Erlaubt, daß ich meinerseits Euch meine Freundschaft beweise.

Gallois schmunzelte und der Trompeter fing eine lustige Melodie zu pfeifen an; denn Terburg legte den Herren zwei blanke Ducaten auf den kleinen Tisch. Als die Soldaten sich lebhaft bedankten, sagte Terburg heiter:

– O, Freunde, ich bin etwas eigennützig; ich gebe nie Geld umsonst. Ihr, Herr Officier, setzt Euch wohl eine Minute wieder an Euren Tisch, und Ihr, Herr Trompeter, könntet Euch mit gekreuzten Händen, das Gesicht zu mir gewandt, ungefähr so stellen, wie Ihr vorhin standet, als ich hier eintrat.

Nach einer halben Stunde hatte Terburg eine Skizze zu einem allerliebsten Genrebilde, obgleich der Maler in seiner Arbeit fortwährend durch den Grafen gestört wurde, welcher ihm unermüdlich seine Bemerkungen machte.

Alessandra aber empfing am folgenden Tage ein Billet mit dem Perlenhalsbande und den Diamanten. Er schrieb:

– Madame! Ich habe bei Terburg mein Portrait bestellt. Da zu vermuthen steht, daß die Bezahlung dafür in Ihre liebenswürdige Tasche wandern wird: so will ich dem von mir zu zahlenden Ehrensolde den Weg ersparen und sende denselben ohne Weiteres zu Ihnen. D’Avaux.

Daß die Faletti von diesem Augenblicke an einen unauslöschlichen Haß gegen den Franzosen empfand, versteht sich von selbst. D’Avaux aber nahm richtig einen Ehrenplatz auf dem Bilde der Gesandten ein, welches sich gegenwärtig im Besitze des Fürsten Demidoff in Petersburg befindet.




Maria von Medici.
Von G. Fasolo.

Es ist ein eigenthümliches Gefühl, wenn wir zum ersten Mal ein gutes Bildniß berühmter Personen sehen, deren Geschichte uns geläufig ist und deren Gestalt uns längst schon im Nebelreiche der Phantasie vorschwebte. Wir studiren die Züge, den Blick und die Haltung, welche das Portrait zeigt, voll Eifer und Interesse, um an diesen äußerlichen Zeichen den Charakter des Originals, wie er sich in heiterer, künstlerisch-genialer, blutiger oder frommer, zum Himmel gewandter Weise geltend gemacht hat. So selten ein Bildniß mit seinem ersten Totaleindruck der

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 723. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/740&oldid=- (Version vom 1.8.2018)