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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504

heiligen, in der Heidenzeit verehrten Quell nicht selten ihr Patrozinium. Brunnenwallfahrten, die in heidnische Zeit zurückreichen, fanden und finden heute noch im Frühjahr, im Mai statt (Weinhold 40 f.).

Und nun war in Krumbad der Tag der hl. Waltburg sogar mehrfach ausgezeichnet. Auch als Tag der Baderöffnung und vorab als Kirchweihtag der Kapelle wurde er hochfestlich begangen: die Weiheurkunde der Kapelle vom J. 1510 (HStA) setzt das jährliche Gedächtnis der Kapellenweihe auf den 1. Mai an. Gerade also das Weihefest des Brunnenheiligtums, jenes Hochfest, das mit Vorliebe als Nachfolger heidnischer Hauptfeste auftritt und in der Missionszeit von Rom dazu sogar empfohlen worden war (s. oben S. 245 f.), fiel in Krumbad auf diesen Haupttag heidnischer Quellenverehrung, auf ihn festgesetzt gewiß schon seit alters und bei der Weihe vom 9. Juni 1510 nur eben beibehalten. Ja selbst die Brunnen-Wallfahrt fehlt in Krumbad nicht, und sicher war der 1. Mai einer der Wallfahrtstage; die Weiheurkunde verbrieft Ablaß denen, die „peregrinationis causa“ hierher kommen. Diese Wendung ist nicht rein formelhaft (so wäre sie für den Einzelfall ohne Beweiskraft), vielmehr hat sie bloß statt in Weihe- und Ablaßurkunden für solche Orte, die auch wirklich Wallfahrtsorte waren. Besondere Reliquien, auf die sich die Wallfahrt hätte gründen können, besaß Krumbad nie, auch von einem „Gnadenbild“ verlautet nichts; also wird es sich um eine echte „Brunnen-Wallfahrt“ handeln.

Die Kapellenweihe von 1510 fällt beiläufig in die Jahre, da man in Ursberg und Wettenhausen bei den eingangs genannten Adeligen Erkundigungen über Adelheid von Rot einzog. Damals, so vermute ich, hatte das Bad sich aus einem rein volkstümlichen für die Umgebung zu einem gemischten, auch aus gehobenen Gesellschaftsschichten besuchten zu entwickeln begonnen, was den Bau einer entsprechenden Kapelle nötig machte. Aber ohne Zweifel war schon in den Zeiten des rein volksmäßigen Bades eine Kapelle vorhanden gewesen. Auch sie hatte natürlich ihre Patrozinien gehabt; wir kennen sie nicht, aber daß wenigstens ein Teil davon auf die neue Kapelle (die von 1510) überging, ist selbstverständlich; kehren doch die Patrozinien von 1510 bei der Neuweihe von 1727 sogar sämtlich wieder und auch ohne eine Neuaufnahme. Die Heiligenpatrone von 1510 sind also am Ort viel älter, wenn auch nicht sämtliche.

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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504. Selbstverlag der Herausgeber, Dillingen 1929, Seite 491. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Studie_%C3%BCber_das_Krumbad.pdf/21&oldid=- (Version vom 1.8.2018)