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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504

des Festes gerade zu den Brunnen war und in welch hohes Altertum die Verbindung: Sonnwendzeit – Quelle zurückgeht, erweist auch der Glaube, nur die Wünschelrute zeige die Quellen an, die in der Johannisnacht unter Gebetspruch mit einem Feuerstein (wie uralt-merkwürdig!) von der Haselstaude (die Hasel ist auch Blitzschutz) geschnitten sei[1]. –

So galten also im Krumbad als Brunntage erster Ordnung der 1. Mai und der 24. Juni; doch auch dem 21. September kam, wenn ich recht sehe, erhöhte Bedeutung zu. Der Pfarrer von Niederraunau nächst Krumbad, vom Dekan zum Zeugnis aufgerufen, weiß zu berichten (Dezember 1651), daß auch am Feste des hl. Apostels Matthäus gebadet worden sei, also am 21. September, zu einer Zeit, da die Badegäste längst abgezogen waren, sonach nur das Landvolk der Nachbarschaft gemeint sein kann.

Demnach waren die drei, in den heidnischen Religionen auch unserer Gegenden besonders ausgezeichneten Jahreseinschnitte: Beginn des Naturerwachens, Sommer-Sonnenwende und Sommerabschluß am Brandbrunnen noch bis ins 18. Jh. herein gehobene Tage, der erste zugleich mit kirchlicher Hochfeier lokalen Gepräges verbunden. Ueberreste der „Wallfahrt zum heiligen Brunnen“ scheinen in dem gesteigerten Badbesuch der Nachbarschaft an jenen drei Tagen vorzuliegen. Die Feier der grauen Vorzeit ist ja sicher vorwiegend religiöser Art gewesen, wenn auch verbunden mit Festen der Lustbarkeit und auch bereits, ja vorab mit Waschungen und Bädern, die aber ebenfalls religiösen Ursprung und Sinn hatten; dem Heilzweck kam in jenen einfachen Zeiten nicht die Bedeutung zu, die sich an ihn bei dem heutigen Begriff „Badeort“ knüpft. Doch als Förderer ehelicher Fruchtbarkeit wird dieser Brunnen schon seit uralten Zeiten gegolten haben, aber ebenfalls und erst recht in Verbindung mit religiöser Weihe; denn das Geheimnis der Zeugung und Mutterschaft – und zwar im weitesten Sinn – stand geradezu im Mittelpunkt religiöser Volksanschauung, und Gottheiten der Fruchtbarkeit vornehmlich waren es, denen an den heiligen Quellen Verehrung zu teil wurde.

Es hieße die Zweifelsucht zu weit treiben, wollte man diese Spuren von Anknüpfung an heidnische Gottheiten und Bräuche,


  1. Panzer 2, 296; der Feuerstein erwähnt im „Sammler“ der München-Augsb. Abendzeitung, 1924, Nr. 120.
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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504. Selbstverlag der Herausgeber, Dillingen 1929, Seite 495. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Studie_%C3%BCber_das_Krumbad.pdf/25&oldid=- (Version vom 1.8.2018)